Steigende Ausschüttungen

Deutsche Konzerne zahlen mehr Dividende denn je

Der deutsche Aktienmarkt wirft mehr Dividende ab denn je. Unbeeindruckt von der Krise schütten Deutschlands 100 größte Unternehmen für das Geschäftsjahr 2022 einen Rekordwert von voraussichtlich 62 Mrd. Euro aus.

Deutsche Konzerne zahlen mehr Dividende denn je

cru Frankfurt

Die Aktionäre deutscher Unternehmen können sich auf Rekord-Dividenden von börsennotierten Konzernen einstellen. Die 100 größten Börsenunternehmen dürften für das abgelaufene Geschäftsjahr voraussichtlich rund 62 Mrd. Euro ausschütten, schätzt die DZ Bank in einer am Donnerstag veröffentlichten Studie. Das sei trotz aller Krisen ein neuer Rekord und eine Steigerung von rund 10% im Vergleich zum Vorjahr. Die bisherige Rekordsumme für das Geschäftsjahr 2021 betrug 56,5 Mrd. Euro.

Den Löwenanteil der Dividendenzahlungen steuere erneut die Autobranche mit 28% bei, vor dem Industriesektor mit knapp 15% und der Versicherungsbranche mit 12%. Versicherungen verdrängten damit die Chemieindustrie, die mit der Energiekrise kämpft, von Platz 3. Die durchschnittliche Dividendenrendite liege im Dax bei 3,5% und damit ungefähr im langfristigen Mittel der vergangenen 20 Jahre.

Dividendenkönig bleibt laut der Studie wie im Jahr 2022 die Mercedes-Benz Group mit einer Gewinnausschüttung von 5,6 Mrd. Euro, gefolgt vom Konkurrenten BMW (5,1 Mrd. Euro) und dem Versicherungskonzern Allianz (4,6 Mrd. Euro). Auf Platz 4 und 5 lagen Volkswagen (4,3 Mrd. Euro) und die Deutsche Telekom (3,5 Mrd. Euro).

Die aggregierten Zahlen der DZ Bank sind eine Schätzung. Die Ausschüttungen werden nach den Hauptversammlungen gezahlt, die vor allem im Frühjahr anstehen. Viele Dax-Konzerne haben 2022 trotz teurer Energie, hoher Inflation und schwacher Konjunktur Rekordgewinne erzielt.

Übertreibung beendet

Seit Oktober 2022 hat der Dax um 25% zugelegt. Die Berichtssaison verläuft entsprechend: Im Segment des deutschen Premiumindex konnten laut DZ Bank bislang etwa 65% der Unternehmen mit positiven Zahlen aufwarten. Im Fall des Euro Stoxx 50 sind es sogar fast 80%. Einige Marktteilnehmer sprachen noch Anfang März von einer „Übertreibungsphase“. Dies hat sich aufgrund der jüngsten Kursrückgänge relativiert.

Trotz der latent vorhandenen Krisenherde und der aktuell angespannten Marktsituation werden die hundert größten deutschen Unternehmen die Dividenden im Vergleich zum Vorjahr laut DZ Bank nun nochmals spürbar erhöhen. Der Vergleich der Aktien mit anderen Assetklassen fällt indes weniger positiv aus als noch in den Jahren zuvor. Die Rendite der zehnjährigen Bundesanleihen stagnierte nach dem markanten Anstieg 2022 zwar im neuen Jahr. Doch mit einem aktuellen Spread von etwa 110 Basispunkten zur Ausschüttungsrendite sinkt die Attraktivität der Aktien. So lag der entsprechende Aufschlag im Vorjahr noch bei rund 250 Basispunkten.

Doch sind die Dividenden ein bedeutender Faktor für die Aktieninvestoren, wie DZ-Bank-Analyst Stephen Schneider herleitet: Die deutliche Mehrheit der international bedeutenden Aktienbarometer wird als Kursindex berechnet. Dividenden, die bei Zahlung einen Kursabschlag der Aktie mit sich bringen, sorgen bei dieser Berechnungsmethode für eine – wenn auch im Einzelfall marginale, in der Summe aber spürbare – Korrektur des Index.

Die Deutsche Börse dagegen hat den Dax als Performance-Index kreiert. Dabei werden die Ausschüttungen bereinigt und quasi thesauriert. Allerdings stehen auch Daten für den weit weniger bekannten Dax-Kursindex zur Verfügung. „Es zeigt sich, dass der Kursindex aktuell nur geringfügig über den Höchstkursen aus dem Jahr 2000, kurz vor Platzen der Dotcom-Blase, notiert“, konstatiert Schneider.

Seit 2000 kaum Kursplus

Folglich konnten Anleger im deutschen Premiumsegment seit dem Jahr 2000 fast nur Dividenden als Gewinne verbuchen. Der Blick auf die Entwicklung der vergangenen zehn Jahre offenbart ein etwas positiveres Bild. „Dennoch entwickelte sich der Dax-Perfomance-Index mit etwa 92% doppelt so stark wie der Kursindex, der um knapp 45% zulegen konnte“, berechnet Schneider.

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