E-Scooter-Firma Bird droht Insolvenz
kro Frankfurt
Der Fortbestand der kriselnden US-amerikanischen E-Scooter-Firma Bird steht in den Sternen. Nachdem das Start-up zu Wochenbeginn in einem Schreiben an die Börsenaufsicht SEC erklärt hatte, dass Umsätze mehr als zwei Jahre lang durch die Einberechnung unbezahlter Kundenfahrten überbewertet worden seien, schrieb es nun in seinem Bericht zum dritten Geschäftsquartal, dass „bestimmte oder sämtliche Aktivitäten zur Kostensenkung oder zur Beantragung von Insolvenzschutz möglicherweise zurückgefahren oder eingestellt werden müssten“. Als Erstes hatte „Tech Crunch“ darüber berichtet.
Zum Ende des dritten Quartals beliefen sich die Cash-Bestände von Bird auf 38,5 Mill. Dollar. Ohne weitere Finanzierung sei das nicht ausreichend, um den Verpflichtungen nachzukommen, hieß es in dem Bericht weiter. Es gebe Faktoren, die außerhalb des Einflussbereichs von Bird liegen, wie etwa die aktuelle Marktvolatilität, die Auswirkungen darauf hätten, ob und in welchem Maße das Unternehmen weiterhin Zugang zu Fremd- und Eigenkapitalfinanzierung erhalte. Entsprechend werde man den operativen Ausblick weiter eng im Auge behalten, die Kosten senken und nach zusätzlichen Fremdkapital-Quellen suchen.
Bird war erst im vergangenen Jahr über einen Spac-Deal an die Börse gegangen. Die Firma wurde zu dem Zeitpunkt mit 2,3 Mrd. Dollar bewertet. Heute liegt der Börsenwert bei unter 100 Mill. Dollar. Dem 2017 gegründeten Unternehmen machen unter anderem der scharfe Wettbewerb und die inflationsbedingt hohen Kosten schwer zu schaffen. In den neun Monaten bis Ende September haben sich die operativen Ausgaben mit knapp 448 Mill. Dollar fast vervierfacht, der Verlust verdoppelte sich derweil auf 322 Mill. Dollar. Im Juni hatte das Unternehmen von der US-Börsenaufsicht eine Warnung erhalten, dass ein Delisting bevorstehe, wenn der Aktienkurs längerfristig bei unter einem Dollar liege. Diese Marke hatte das Papier zuletzt im Mai überschritten.
Einsparungen sind bei Bird daher seit einigen Monaten an der Tagesordnung. Seit Mai hat das Start-up 23 % seiner Belegschaft entlassen, das Geschäft mit dem Verkauf von E-Fahrzeugen zurückgefahren und sich aus dem deutschen, dem schwedischen und dem norwegischen Markt sowie aus diversen Städten in den USA, Europa, dem Nahen Osten und Afrika zurückgezogen. Ende Juni trat zudem der damalige CEO Travis VanderZanden ab und wurde vom früheren Chief Operating Officer Shane Torchiana ersetzt.