Der schwedische Netzwerkausrüster Ericsson zieht personelle Konsequenzen in der Führungsetage, um endlich Fortschritte in der Beilegung von Korruptionsvorwürfen zu erzielen, die den Konzern in einen schweren Konflikt mit der US-Börsenaufsicht SEC gebracht haben. Jan Carlson soll auf der Hauptversammlung am 29. März als Nachfolger von Ronnie Leten zum Chairman des Board gewählt werden, wie das Unternehmen mitteilt. Leten stand seit 2018 an der Spitze des Ericsson-Verwaltungsrats. Während des gesamten Zeitraums kämpfte der Netzwerkausrüster mit einem Korruptionssumpf, der bereits 2019 eine rekordhohe Geldstrafe der SEC über 1 Mrd. Dollar und weitreichende Auflagen nach sich gezogen hatte.

Diese Auflagen hat der Konzern aus Sicht der Behörde nicht hinreichend erfüllt. Insbesondere hat Ericsson die von der Behörde gewünschten Dokumente, nicht zeitnah beigebracht. Ericsson ließ daher gestern wissen, dass bisher keine Einigung mit der SEC zustande gekommen sei. Deshalb bilden die Schweden erneut Rückstellungen von 2,3 Mrd. skr (220 Mill. Dollar), die im Schlussquartal 2022 verbucht werden sollen.

Carlson gehört dem Ericsson-Board seit 2017 an und blickt auf eine Karriere im Automobilsektor zurück. Neu in die Führungsspitze rücken überdies Christy Wyatt, CEO von Absolute Software, und Jonas Synnergren ein. Synnergren ist Partner beim aktivistischen Investor Cevian, der knapp 5% der Ericsson-B-Aktien hält, die ein deutlich geringeres Stimmrecht verbriefen als die A-Aktien, die zu rund drei Vierteln in den Händen der Großaktionäre Investor AB und Industrivärden liegen. Cevian, die sich als Investor auf den Erwerb substanzieller Beteiligungen an unterbewerteten börsennotierten Unternehmen spezialisiert hat, ist seit Juni 2017 bei Ericsson engagiert. Seither ist die B-Aktie auf der Stelle getreten. Gestern kletterte das Papier in Stockholm um 6,3% auf 67,22 skr.