Loslösung

Für Fresenius ist ein Anfang gemacht

Die Loslösung aus dem Fresenius-Konzernverbund sorgt bei der Problemtochter FMC für Fantasie, für die Aufwertung des verbliebenen Kerngeschäfts ist noch Überzeugungsarbeit zu leisten.

Für Fresenius ist ein Anfang gemacht

Der neue Fresenius-CEO Michael Sen hat zu Beginn seiner Amtszeit auf die Reset-Taste gedrückt und sich damit eine Herkulesaufgabe ins Haus geholt. Viele Versprechungen für eine nachhaltige Ertragssteigerung hat zwar schon sein Vorgänger gemacht, an Sen ist es aber nun zu liefern. Die Börsenperformance beider Dax-Konzerne ist seit langem ein Desaster, die Anleger haben mit immer wiederkehrenden Prognosekorrekturen die Geduld verloren. Sen hat mit seinem Team das Portfolio nun einer grundlegenden Diagnose unterzogen und in kurzer Zeit die Weichen neu gestellt. Ein Anfang ist gemacht, aber auch die neue Strategie braucht Zeit und ist kein Selbstläufer.

Entscheidende Zäsur ist die Herauslösung des zur Problemtochter mutierten Dialysespezialisten Fresenius Medical Care (FMC). Die komplexe Struktur war entstanden, als Fresenius ihr Dialyseproduktgeschäft vor Jahrzehnten in einer Mega-Fusion mit einem US-amerikanischen­ Wettbewerber diversifizierte und daraus den Weltmarktführer FMC formte. Über eine komplizierte Governance-Struktur gelang es, die Kontrolle zu behalten, obwohl die Beteiligung zuletzt nur noch 32% betrug. In guten Zeiten stieß die Verflechtung auf Investorenseite nicht auf Gegenwind, wenngleich Debatten über wertvernichtende Konglomerate immer wieder durch den Kapitalmarkt ziehen. Zuletzt hatte aber vor allem FMC dauerhaft mit Problemen zu kämpfen und machte Fresenius mehrfach einen Strich durch die Rechnung. In dem Drama ist ein Ende in Sicht.

Die Entflechtung über einen schlichten Rechtsformwechsel kommt auf den ersten Blick fast unspektakulär daher, doch es ist ein Schritt von historischer Tragweite, wie es Sen zu Recht formuliert. Schließlich wird mit der Heraustrennung des Dialysegeschäfts ein Teil der Wurzeln von Fresenius gekappt. Dass dies nicht leichtfällt, ist verständlich.

Für FMC ist mit der Loslösung Fantasie im Kapitalmarkt entfacht, die Aktie legte aus dem Stand mehr als 10% zu. Fresenius muss für das verbliebene operative Kerngeschäft noch Überzeugungsarbeit leisten. Vorschusslorbeeren verteilen die Investoren nicht, die Aktie war nach Bekanntgabe der neuen Strategie Schlusslicht im Dax. Hier dürfte sich auch niederschlagen, dass Fresenius auf ein abermals schwieriges Jahr mit hohem Kostendruck einstimmt. Da kann auch eine konstante Dividende trotz deutlichen Gewinnrückgangs nicht beschwichtigen. Für Fresenius wird es nun entscheidend darauf ankommen, sukzessive und stringent nachzuweisen, dass der Konzern den richtigen Kurs eingeschlagen hat und der Neustart fundamentale Verbesserungen mit sich bringt.

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