Gemischte Signale aus der US-Wirtschaft
det Washington
Unmittelbar vor dem langen Thanksgiving-Feiertagswochenende kommen durchwachsene Signale zur Lage der US-Wirtschaft. Trotz der zahlreichen Warnungen vor einer drohenden Rezession präsentierte sich die Industrie im Oktober in überraschend robuster Verfassung. Auch sorgte der steile Anstieg der Eigenheimverkäufe am Immobilienmarkt für eine angenehme Überraschung. Unter Verbrauchern hingegen, deren Konsumausgaben fast 70% des Bruttoinlandsprodukts (BIP) ausmachen, herrscht nach wie vor weit verbreiteter Pessimismus.
Wie das Census Bureau des Handelsministeriums berichtete, stiegen die Auftragseingänge für langlebige Güter saisonbereinigt um 1,0%. Ökonomen hatten nach der Zunahme im September von 0,3% ein Plus von nur 0,4% erwartet. Angeführt wurde die Branche von Transportgütern, die um 2,1% zulegten. Ohne die Transportkomponente kletterten die Neuaufträge um 0,5% und ohne Berücksichtigung der Rüstungsindustrie um 0,8%.
Immobilienmarkt überrascht
Das Census Bureau wartete mit einer weiteren Überraschung auf, nämlich dem sprunghaften Anstieg der Verkäufe neuer Eigenheime. Demnach schoss im Oktober die Zahl privater Neubauten, die den Eigentümer wechselten, um 7,5% auf saisonbereinigte und annualisierte 632000 Einheiten hoch. Vorausgesagt hatten Bankvolkswirte einen Rückgang von 588000 auf 575000. Die Verkäufe gaben auf Jahressicht zwar um 5,8% nach. Analysten sprechen aber deswegen von einem hinkenden Vergleich, weil die Notenbank im Oktober vergangenen Jahres ihren Kurswechsel noch nicht eingeläutet hatte und die Hypothekenzinsen damals noch deutlich unter dem heutigen Stand lagen.
Unterdessen hat sich angesichts der deutlich gestiegenen Zinsen und der wachsenden Konjunktursorgen die Stimmung unter Verbrauchern im November weiter eingetrübt. So rutschte der Index der Verbraucherstimmung der University of Michigan um 5,2% auf 56,8 Punkte. Auf Jahressicht büßte der Index 15,7% ein. Wie die für die Befragung zuständige Ökonomin Joanne Hsu feststellt, lasten die hohen Kreditkosten, die vor allem den Erwerb langlebiger Güter erschweren, die Kursverluste an den Aktienmärkten und die weniger optimistische Bewertung der Aussichten am Arbeitsmarkt auf den Verbrauchern. Die Inflationserwartungen waren hingegen kaum verändert. „Konsumenten rechnen im kommenden Jahr mit einer Teuerungsrate von 5,0% und längerfristig mit einem Wert von 3,0%“, stellte Hsu fest. Die langfristigen Erwartungen bewegen sich seit über einem Jahr zwischen 2,9 und 3,1%.