Große-Loheide löst VW-Einkaufschef Aksel ab
Von Carsten Steevens, Hamburg
Die Veränderungen auf der Führungsebene des Volkswagen-Konzerns seit Antritt von Vorstandschef Oliver Blume Anfang September setzen sich fort: Wie das Mehrmarkenunternehmen am Dienstag bekannt gab, wird Audi-Beschaffungsvorstand Dirk Große-Loheide (58) am 1. Januar 2023 in der erweiterten Konzernleitung für den Konzerneinkauf verantwortlich und zugleich für das Einkaufsressort der Marke Volkswagen Pkw zuständig. Der Diplom-Ökonom und Bankkaufmann löst auf beiden Positionen Murat Aksel (50) ab, der Anfang nächsten Jahres als Beschaffungsvorstand zum Nutzfahrzeugbauer MAN Truck & Bus nach München wechselt. Bei der Marke der VW-Nutzfahrzeugholding Traton löst er Stefan Gramse (46) ab, der 2020 von Lamborghini zu MAN gekommen war und nun nach einer dreimonatigen Einarbeitung Aksels von April 2023 an eine leitende Zentralfunktion bei Volkswagen übernehmen soll.
Blume baut um
Erst in der vorigen Woche hatte VW mitgeteilt, dass die markenübergreifenden Funktionen Qualität und Design neu aufgestellt würden – verbunden mit dem Ziel einer engeren Anbindung an die Hauptmarken Volkswagen Pkw, Audi und Porsche. Mit der Berufung von Audi-Qualitätschef Michael Neumayer sowie Porsche-Designchef Michael Mauer, die von Anfang 2023 an jeweils in einer Doppelrolle auch das Konzern-Qualitätsmanagement bzw. das Konzern-Design leiten, wurde deutlich, dass unter Führung von Konzern- und Porsche-Chef Blume die Premiummarken die Richtung vorgeben.
Qualität und Vertrieb, Design und Entwicklung sowie Einkauf und Produktion sind Querschnittsfunktionen, die Europas größter Fahrzeugbauer inzwischen in der erweiterten Konzernleitung bündelt. Der Umbau der Konzernsteuerung zum 1. September ging mit einer Verkleinerung des Konzernvorstands auf neun Mitglieder einher. Seitdem gehören Einkaufschef Aksel und die für Vertrieb verantwortliche Hildegard Wortmann der erweiterten Konzernleitung an. Zuletzt war bereits spekuliert worden, dass der vom damaligen Konzernchef Herbert Diess nach Wolfsburg gelotste BMW-Manager Aksel seine Anfang 2021 übernommene Verantwortung für den Konzerneinkauf verlieren könnte.
„Die Sicherstellung robuster Lieferketten ist für einen global aufgestellten Konzern wie Volkswagen erfolgsentscheidend“, erklärte der neue VW-Vorstandsvorsitzende Blume. Große-Loheide habe als international erfahrener Einkaufsfachmann bereits bei Audi, der Marke Volkswagen und auf Konzernebene gezeigt, dass er den Einkauf effektiv steuern könne. Seine Aufgabe werde es sein, die Lieferketten in enger Zusammenarbeit mit den Zulieferern weiter zu stabilisieren. Den von Aksel eingeleiteten Weg, die Einkaufsfunktion gesamtheitlich in Marken und Regionen strategische auf die Herausforderungen der Zukunft auszurichten, werde er mit Nachdruck fortsetzen.
Große-Loheide, der das Vorstandsressort Beschaffung und IT bei Audi bis zu einer Nachfolgeregelung kommissarisch weiterführt, hatte das Beschaffungsressort bei Volkswagen Pkw bereits zwischen Oktober und April 2020 geführt, ehe er – gemeinsam mit dem heutigen Konzern-Finanzchef und Chief Operating Officer Arno Antlitz – als Vorstand zu Audi wechselte. Seine Laufbahn bei VW startete er 1990 in der Beschaffung für Maschinen in Wolfsburg. Es folgten von 1995 an Funktionen im allgemeinen Einkauf bei Seat und ab 2000 bei der Marke Volkswagen Nutzfahrzeuge, dort ab 2007 als Vorstand für Beschaffung und Produktion. 2011 wurde er Vorstand für Beschaffung bei Volkswagen de Mexico, ab 2014 verantwortete Große-Loheide die Beschaffung von Dienstleistungen und Anlagen des Konzerns. Von 2017 an war er Vorstand für Beschaffung bei MAN Truck & Bus, ab April 2019 Leiter Konzern Beschaffung Operations.
Für den künftigen MAN-Beschaffungsvorstand Aksel ist der Schritt nach München eine Rückkehr in seine langjährige berufliche Heimat, wie VW erklärte. Von 2009 an war er für BMW tätig, unter anderem verantwortlich für Einkauf und Lieferantennetzwerk in Amerika. Vorherige Stationen des Diplom-Wirtschaftsingenieurs waren Fiat und General Motors.