Ikea-Erben investieren bei ABB
dz Zürich
Der Elektrotechnikkonzern ABB hat für die wachstumsträchtige Tochtergesellschaft E-Mobility drei namhafte Drittinvestoren an Bord geholt. Die neuen Investoren beteiligen sich im Rahmen einer Privatplatzierung mit insgesamt rund 8 % an E-Mobility und zahlen dafür 200 Mill. sfr.
Hinter der in der Schweiz ansässigen Interogo Holding steckt der Investitionszweig der in Liechtenstein domizilierten Ikea-Eigentümerin Interogo Foundation. Interogo sei bereits im Frühjahr 2022 als Investorin im Gespräch gewesen, sagte ein ABB-Sprecher auf Anfrage. Der Konzern hatte damals weitgehende Sondierungen für eine Börsenöffnung von E-Mobility getroffen, das Vorhaben dann aber im Juni 2022 aufgrund der verschlechterten Marktbedingungen vorzeitig abgebrochen.
Zu neuen E-Mobility-Aktionären gehört auch das ebenfalls in der Schweiz ansässige Family Office „moyreal holding“. Dahinter steht die 64-jährige Eva-Maria Bucher Haefner. Sie ist die milliardenschwere Erbin des 2012 verstorbenen Schweizer Unternehmers Walter Haefner, der es als VW-Generalimporteur (Amag) und Investor zu einem immensen Vermögen brachte. Im Rahmen der Erbteilung mit ihrem Bruder Martin Haefner, Hauptaktionär beim Stahlhersteller Swiss Steel, ließ sich Eva Maria-Bucher Haefner ihren Amag-Anteil 2018 auszahlen. Ihr Vermögen wird vom Schweizer Finanzmagazin „Bilanz“ auf 4 bis 5 Mrd. sfr geschätzt. Die Investorin besitzt einen renommierten Pferdestall in Irland und investiert an verschiedenen Orten in der Schweiz in innovative Immobilienprojekte.
ABB wolle die auf die Herstellung von Ladesäulen zur Betankung von Elektrofahrzeugen spezialisierte Gesellschaft weiterhin als separates Unternehmen an die Börse bringen, wird CEO Björn Rosengren in einer Medienmitteilung zitiert. Derzeit visiert ABB die zweite Hälfte des kommenden Jahres für den Börsengang von E-Mobility an.
Die Privatplatzierung ist für ABB eine willkommene Gelegenheit, die hohen Erwartungen an das Geschäft in Erinnerung zu rufen. Ein Vertreter von Interogo wird in der Medienmitteilung mit der Aussage zitiert, man beobachte den Markt für Ladesäulen schon lange und sei „beeindruckt von den Erfolgen des E-Mobility-Teams von ABB“.
Derweil wird die juristisch schon vor einigen Monaten vollzogene Abtrennung der E-Mobility-Tochter vom ABB-Konzern weiter vertieft. Ein Zeichen dafür ist auch der Umstand, dass der im Februar zum E-Mobility-Verwaltungsratspräsidenten ernannte Zürcher Ingenieur Michael Halbherr ebenfalls an der aktuellen Privatplatzierung teilnimmt
Halbherr war früher Nokia-Chef und hat es als Business Angel und Firmengründer zu einem Vermögen gebracht. Zur Verteilung der Aktien unter den drei Neuinvestoren macht ABB keine Angaben. Mit Richard Silen wurde inzwischen aber ein Ikea-Vertreter in den E-Mobility-Verwaltungsrat gewählt. Zudem hat das Gremium mit Håkan Samuelsson, Annette Köhler und Peter Molengraaf drei neue, unabhängige Mitglieder erhalten.
ABB wollte bis im vergangenen Jahr mit dem Börsengang von E-Mobility einen Gesamterlös von 750 Mill. Dollar erzielen. Nach Abzug eines internen Darlehens in Höhe von 100 Mill. Dollar spricht der Konzern inzwischen von einem Erlösziel von 650 Mill. Dollar. Dazu müsste er aufgrund der aktuellen Bewertungszahlen rund ein Viertel seines E-Mobility-Anteils an Dritte veräußern.
Im Februar hatte ABB für die E-Mobility-Tochter ein Wachstumsziel für das laufende Jahr von 40 % bis 45 % ausgegeben. Die Firma hatte 2021 einen Umsatz von 323 Mill. Dollar erzielt. Das mittelfristige Wachstumsziel beträgt laut ABB 25 % bis 30 % pro Jahr. ABB erwartet, dass ihre Tochter im laufenden Jahr in die schwarzen Zahlen kommt und mittelfristig eine Betriebsgewinnmarge von 15 % bis 20 % erreicht.