Private Equity

Kapitalstrom für Finanz­investoren versiegt

Noch vor kurzem machten die erfolgsverwöhnten Finanzinvestoren mit ihren vollen Kassen den Eindruck der Unverletzlichkeit. Das ändert sich jetzt. Das Einwerben von Kapitalzusagen wird selbst für große Private-Equity-Firmen wie Carlyle oder Apollo mühsam.

Kapitalstrom für Finanz­investoren versiegt

cru Frankfurt

– Das Fundraising für Private Equity ist vom Vorjahresrekord von 700 Mrd. Dollar laut Analysehaus Preqin auf 540 Mrd. Dollar im laufenden Jahr geschrumpft. Im dritten Quartal waren es laut Pitchbook-Daten 259 Mrd. Dollar für 296 Fonds. Die Volumina von Buyouts und Fundraising der Finanzinvestoren bleiben laut einer Befragung der Kanzlei Dechert und des Analysehauses Mergermarket zwar auf höherem Niveau als vor der Corona-Pandemie, schrumpfen aber gleichwohl.

„Wenn es um die Mittelbeschaffung geht, stellen Private-Equity-Manager fest, dass die Kapitalflut allmählich versiegt.“ Die Daten beruhen auf der Befragung von 100 Private-Equity-Führungskräften und zeigen, dass das Volumen des Fundraising im dritten Quartal um 16 % gegenüber demselben Quartal des Vorjahres geschrumpft ist und die Anzahl der Fonds, bei denen das Fundraising abgeschlossen wurde, um 31 % zurückging. In der ersten Jahreshälfte 2022 brauchten laut Preqin 72 % der Fonds 13 Monate oder mehr für das finale Closing. 2021 waren es nur 56 %.

Die Zurückhaltung der Investoren bei den Kapitalzusagen ist eine Folge des Kursverfalls auf den öffentlichen Märkten, der dazu geführt hat, dass die institutionellen Investoren (Limited Partners) gegenüber der Asset-Klasse Private Equity überexponiert sind – als Folge des „Nennereffekts“: Die Private-Equity-Quote im Portfolio erreicht die gesetzlich oder selbst per Satzung verordneten Limits.

Der Nenner wird kleiner …

Inflation und geringere Risikobereitschaft machen Investoren an­spruchsvoller bei der Wahl, wohin sie ihr Kapital für Investments überweisen. „Dies führt unweigerlich dazu, dass die Fundraising-Zyklen länger werden und dass die Fondsinitiatoren (General Partners) im Durchschnitt länger brauchen, um frische Mittel einzuwerben“, sagen die Dechert-Experten voraus. „Die Situation begünstigt Manager mit umfangreicher Erfolgsbilanz und solche, mit denen die Limited Partners bereits Beziehungen haben.“ Dies wiederum werde das Kapital in den Händen einiger weniger Firmen konzentrieren – ein Trend, der sich bereits vor der Pandemie abgezeichnet habe und der kaum Anzeichen einer Abschwächung zeige.

Für General Partners ist dies der Untersuchung zufolge ein wichtiges Thema. Über alle Regionen hinweg stellten Dechert und Mergermarket fest, dass 28 % der General Partner die wichtigste Herausforderung für ihr Unternehmen im globalen Fundraising darin sehen, dass große Limited Partners ihre Investitionsbeziehungen auf eine kleinere Anzahl von Fonds konzentrieren. Laut Sabina Comis, Partnerin für Fonds und Steuern in der Pariser Niederlassung von Dechert, gibt es „eine Kluft zwischen den kleineren Fonds und den sehr großen Fonds, von denen es nicht so viele gibt“. „Viele LPs sind bestrebt, größere Beträge in weniger Fonds zu investieren, weil es einfacher zu verwalten ist. Das wird zum Teufelskreis, in dem kleinere Manager es schwer haben, die Erfolgsbilanz aufzustellen, die LPs suchen – und die Lücke wird immer größer.“

… und der Zähler größer

Hinzu kommt der weniger diskutierte Zähler-Effekt: Institutionelle Investoren haben im Jahr 2021 viel Geld zu hohen Bewertungen in Private-Equity-Unternehmensbeteiligungen investiert. Es sind jedoch nicht nur die Effekte von Nenner und Zähler, die dieses Mal im Spiel sind. Die Kombination aus hohen Zinsen und hoher Inflation, die es in den USA so seit 40 Jahren und in Europa seit 30 Jahren nicht gab, sowie die restlichen Auswirkungen der Pandemie tragen zum Gegenwind bei.

Das veranlasst Limited Partners, wählerischer zu werden. Die erneute Vorsicht begünstigt große Private-Equity-Adressen mit umfassender Erfahrung und der gesamten Bandbreite von Fonds. Eine Analyse von S&P Global und Preqin ergab, dass die 25 größten Private-Equity-Firmen weltweit die Hälfte der gesamten noch nicht investierten Kapitalzusagen – im Fachjargon „Dry Powder“ genannt – der Private-Equity-Branche im Jahr 2021 halten.

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