Reuter auf dem Sprung an die Sparkassen-Spitze
jh/ab
Erst seit zwei Jahren ist Ulrich Reuter Präsident des Sparkassenverbands Bayern. Und wie es seit Montag aussieht, könnte 2023 schon das letzte Jahr des 60-Jährigen auf dem Posten in München sein. Denn die regionalen Sparkassenverbände einigten sich in einer Sitzung in Berlin mit großer Mehrheit auf Reuter als Kandidaten für das Amt des Präsidenten des Deutschen Sparkassen- und Giroverbands (DSGV). Angesichts der Stimmenverhältnisse in der Mitgliederversammlung, die vor April stattfinden soll, hat Reuter nun beste Chancen auf den Sprung an die Spitze des DSGV, um zum Jahresbeginn 2024 Nachfolger von Helmut Schleweis (68) zu werden.
Überraschend kommt die Vorentscheidung für Reuter nicht. Seit etlichen Wochen zählte er zum Favoritenkreis. Wie in München zu hören ist, beschäftigte sich Reuter seit einiger Zeit intensiv mit der Frage, ob er den Posten in Berlin annähme, wenn die Wahl auf ihn fiele, und welche Aufgaben damit auf ihn zukommen würden. In München zu bleiben wäre schließlich eine attraktive Alternative.
Doch Reuter hat sich entschieden, die Aufgabe auf der höchsten Ebene der Sparkassen anzugehen, wenn die Mitgliederversammlung für ihn votiert. Sowohl Ambitionen als auch Flexibilität zeigte Reuter schon mehrmals während seiner Karriere. 1985 begann er als Rechtspfleger am Amtsgericht seiner Geburtsstadt Aschaffenburg. Mit einem zum Teil berufsbegleitenden Studium ging der Verwaltungsfachangestellte Schritt für Schritt bis zum Rechtsprofessor an der Fachhochschule Aschaffenburg (2001 bis 2002). Von 1993 bis 2001 war er als leitender Angestellter im Deutsche-Bank-Konzern tätig, änderte dann aber die Richtung: Reuter, Mitglied der CSU, wurde Landrat des Landkreises Aschaffenburg und blieb dies bis 2020. Nun zeichnet sich der nächste Schritt in seiner Berufslaufbahn ab.
Buchholz raus
In der Vorwahl unterlegen ist Liane Buchholz, die seit April 2017 amtierende Vorsitzende des Sparkassenverbands Westfalen-Lippe (SVWL). Auch wenn sie ihre Kandidatur nie öffentlich erklärte, galt sie seit Monaten als Anwärterin auf das höchste Amt der Sparkassenorganisation. Allerdings wurden ihr von Beginn an nur geringe Chancen eingeräumt.
Die Niederlage der 57-Jährigen erinnert an die Ereignisse im Jahr 2011. Damals hatte Rolf Gerlach, ihr Vorgänger im Amt des SVWL-Präsidenten, seinen Hut für die Nachfolge von Heinrich Haasis früh in den Ring geworfen. Wenngleich er über Monate der einzige Kandidat blieb, formierte sich jenseits von Westfalen-Lippe Widerstand gegen ihn.
Letztlich zauberten Gerlachs Widersacher wenige Wochen vor der Mitgliederversammlung den damaligen bayerischen Finanzminister Georg Fahrenschon als Gegenkandidaten aus dem Hut und Gerlach zog seine Kandidatur zurück – nicht ohne den Vorwurf zu formulieren, dass eine Vorabfestlegung der Regionalpräsidenten eine inhaltliche Auseinandersetzung unmöglich gemacht habe. Entsprechend verlautet nun aus dem Buchholz-Lager, dass es bei der Entscheidung über die Schleweis-Nachfolge nie zu einer sachlichen Debatte gekommen sei.
Bevor die Ökonomin 2014 zum VÖB wechselte, war sie seit 2009 Leiterin der in Bonn domizilierenden Management-Akademie der Sparkassen. Davor, zwischen 1992 und 1998, arbeitete sie für den Ostdeutschen Sparkassenverband (OSV). Dazwischen hatte sie eine Professur für Betriebswirtschaftslehre der Banken an der Hochschule für Wirtschaft und Recht in der Hauptstadt inne.