Medizintechnik

Siemens Healthineers erwartet Aufholjagd

Siemens Healthineers hat nach eigener Einschätzung einige Pfeile im Köcher, um die hochgesteckte Prognose zu treffen. Nach einem schwachen Jahresstart schöpft der Vorstand Zuversicht aus dem Auftragsbestand.

Siemens Healthineers erwartet Aufholjagd

mic München

„An einigen Stellen haben wir auch Luft nach oben“: Mit diesen Worten kommentierte Bernd Montag, Vorstandsvorsitzender von Siemens Healthineers, die Zahlen des ersten Quartals. Man habe bereits gewusst, dass die Startperiode nicht das stärkste Quartal des Geschäftsjahres sein würde, sagte er in einer Telefonpressekonferenz.

Niedrigere Beiträge aus Antigen-Schnelltests (63 Mill. Euro nach 329 Mill. Euro im Vorjahresquartal) und Folgewirkungen aus der Pandemie in China (Umsatzrückgang in dem Land um 6%) hätten sich ebenso negativ niedergeschlagen wie die vorübergehenden Verzögerungen bei einem Zulieferer des US-Strahlentherapiespezialisten Varian (Umsatz vergleichbar um 4,5% gesunken). Hinzu seien die Kosten für den Transformationsprozess bei Diagnostik gekommen (34 Mill. Euro der für das Geschäftsjahr prognostizierten 100 bis 150 Mill. Euro nach Bereinigung). Weiterhin gelte die grundsätzliche Erwartung, dass sich das Margenniveau erst im Laufe des Geschäftsjahres verbessern werde.

Im ersten Quartal (31. Dezember) ist die bereinigte Ebit-Marge von 17,6 auf 12,7% gesunken, das bereinigte Ebit sank um 28%. Der Umsatz stagnierte in absoluten Zahlen nahezu (siehe Tabelle). Auf vergleichbarer Basis ging er um 4,5% zurück, ohne die Antigen-Schnelltests wäre der Erlös um 0,7% gewachsen.

Hoher Auftragseingang

Zugleich wies Montag auf einen „anhaltend beeindruckenden Auftragseingang“ (Book-to-bill-Ratio 1,36) hin. Man halte an der Prognose fest, dass der Umsatz auf vergleichbarer Basis zwischen –1 und 1% (ohne Erlöse aus Covid-Antigen-Schnelltests um 6 bis 8%) wachse sowie das bereinigte unverwässerte Ergebnis je Aktie zwischen 2,00 Euro und 2,20 Euro landen werde. Finanzvorstand Jochen Schmitz erklärte, wegen der Belastung der Pandemie in China – Einbußen bei Routine-Bluttests im ersten Quartal könnten nicht nachgeholt werden – sehe er das Segment eher am unteren Ende der dort erwarteten Bandbreite für Wachstum und Marge. Damit „wird es natürlich herausfordernder, das obere Ende unseres Ausblicks für Siemens Healthineers insgesamt zu erreichen“. Zugleich betonte er, die geplante Umsatzentwicklung im Ausblick basiere auf einem hohen Auftragsbestand, bereits angekündigten Preiserhöhungen, anziehenden Auslieferungen von Varian und einer Normalisierung in China.

Die Investoren, die im Schnitt bereits einen schwachen Jahresstart erwartet hatten, reagierten erleichtert auf das Festhalten an der Prognose. Der Aktienkurs kletterte bis zum Schluss des Xetra-Handels um 8,9% auf 53,62 Euro. Damit rangierte das Papier an der Spitze im Dax.

Die Verzögerungen bei Varian seien mittlerweile behoben, betonte Montag. Ein Lieferant habe Probleme gehabt bei der Verlagerung eines Produktionsstandorts für elektronische Komponenten von China nach Mexiko. Er gehe davon aus, dass diese ausgefallenen Umsätze im laufenden zweiten Quartal und in den Folgequartalen nachgeholt würden. Auf die Frage, inwieweit er eine Wiederholung derartiger Probleme ausschließen könne, erklärte er, auf lange Sicht werde dies intern gelöst. Er deutete an, dass – wie bei anderen Healthineers-Aktivitäten – solche Kernkomponenten auch bei Varian eher in die eigene Entwicklung und Produktion genommen würden.

Trendwende in China

Während das Healthineers-Management das Lieferantenproblem von Varian offenbar schon bei der Jahresplanung berücksichtigt hatte, litt das Geschäft unerwartet unter den harten Lockdowns und der anschließenden Infektionswelle in China. Das Abflauen des Antigen-Schnelltest-Geschäfts drückte den Umsatz der Sparte Diagnostics im ersten Quartal um 23,7% (siehe Grafik). Aber auch ohne diesen Effekt wären die Erlöse um 7,3% geschrumpft. Die Sparte rutschte in die Verlustzone.

Siemens Healthineers gehe in China im zweiten Quartal von einer dynamischen Wachstumssituation aus, sagte Schmitz. Denn man habe seit dem ersten Quartal einen zweistellig gewachsenen Auftragsbestand für Equipment gesehen. Die Sparten Imaging, Varian und Advanced Therapies würden voraussichtlich im zweiten Quartal ein stark beschleunigtes Umsatzwachstum erreichen, die Erlöse von Diagnostics würden schrumpfen.

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