Spohr bleibt Lufthansa-Chef und Steenbergen CFO
Von Helmut Kipp, Frankfurt
Die Lufthansa setzt auf Kontinuität an der Führungsspitze. Der Aufsichtsrat habe die Verträge von Vorstandschef Carsten Spohr und Finanzvorstand Remco Steenbergen um fünf Jahre verlängert, teilt die Fluggesellschaft mit. Der Vorsitzende des Kontrollgremiums, Karl-Ludwig Kley, zeigt sich erfreut: Bei der Sicherung einer erfolgreichen Zukunft der Lufthansa Group werde es ganz besonders auf die beiden Führungskräfte ankommen. Die Verträge der Topmanager lauft jetzt bis Ende 2028.
Verheerende Corona-Folgen
Der Wirtschaftsingenieur und Pilot Spohr sitzt seit 2011 im Lufthansa-Vorstand. Seit Mai 2014 steht er an der Spitze des Gremiums. Steenbergen avancierte Anfang Januar 2021 zum CFO, als die verheerenden Auswirkungen der Corona-Pandemie die Airline an den Rand des Zusammenbruchs brachten. Damals kollabierte der Passagierverkehr, und der Staat musste Lufthansa mit Milliardenhilfen vor der Pleite bewahren.
Spohr habe in den acht Jahren als Vorstandsvorsitzender nicht nur schwierigste Krisen und Herausforderungen gemeistert, sondern auch die drei wirtschaftlich erfolgreichsten Jahre der Konzerngeschichte verantwortet, lässt sich Kley zitieren. Steenbergen sei in der schwersten finanziellen Krise zur Lufthansa gekommen und habe großen Anteil an deren schneller Überwindung. Gleichzeitig habe er wichtige Weichen gestellt für eine Neuausrichtung des Finanzressorts, so Kley.
An diesem Freitag präsentiert das Duo die Bilanz des vergangenen Jahres. Sie wird das Ende der verlustreichen Coronakrise markieren. Im Dezember hatte Lufthansa rund 1,5 Mrd. Euro Betriebsergebnis für 2022 in Aussicht gestellt. Die wieder steigende Finanzkraft wollen Spohr und Steenbergen nutzen, um bei der bevorstehenden Neuverteilung von Marktanteilen in der Branche mitzumischen. So verhandelt die Lufthansa derzeit über einen Einstieg bei der staatlichen italienischen ITA Airways.
Der 1968 geborene Steenbergen arbeitete vor seinem Wechsel zur Lufthansa als Group CFO für den Schokoladenhersteller Barry Callebaut aus Zürich und davor für Philips und KPMG. In die Feinheiten des Airline-Geschäfts hat sich der Niederländer in Höchstgeschwindigkeit eingearbeitet. Sein Vorgänger Ulrik Svensson musste den Job im Frühjahr 2020 krankheitsbedingt aufgeben, und zunächst verzichtete Lufthansa auf eine Nachbesetzung. Steenbergen hält einen MBA vom Institute for Management and Development in Lausanne und einen Abschluss in Rechnungswesen der Erasmus-Universität in Rotterdam.
Warten auf Berufung
Der im Dezember 1966 geborene Spohr ist durch und durch Lufthanseat. Er erwarb zunächst die Verkehrspiloten- und dann die Kapitänslizenz. Nach einem Abstecher zur Deutschen Aerospace in München kehrte er 1994 zur Lufthansa zurück und übernahm 1998 die Verantwortung für die regionalen und später für die globalen Partnerschaften inklusive der Star Alliance. 2004 stieg er in den Bereichsvorstand des wichtigsten Geschäftsfelds Passagierverkehr auf und 2007 zum Vorstandschef von Lufthansa Cargo.
Somit galt er als natürlicher Nachfolger des früheren CEO Christoph Franz, doch der Aufsichtsrat ließ sich damals viel Zeit mit seiner Ernennung. Während der monatelangen Hängepartie hatten schon manche bei der Lufthansa befürchtet, Spohr werde den Abflug in Richtung Golf-Airlines machen. Doch der Manager blieb – und würde mit der erneuten Vertragsverlängerung zum Lufthansa-Chef mit der längsten Amtszeit.