Bahntechnik

Vossloh erwartet moderate Zuwächse

Vossloh rechnet für das laufende Jahr mit moderaten Zuwächsen bei Umsatz und Ergebnis, wie sie schon 2022 erzielt worden sind. Es sei gelungen, den Großteil der Kostensteigerungen an die Kunden weiterzugeben, sagte Vorstandschef Oliver Schuster bei der Bilanzvorlage.

Vossloh erwartet moderate Zuwächse

md Frankfurt

Der Bahntechnikkonzern Vossloh geht für das laufende Jahr von einem moderat steigenden Umsatz und Ergebnis aus. 2022 hatte das Unternehmen aus Erlösen von knapp 1,05 (i. V. 0,94) Mrd. Euro ein Ergebnis vor Zinsen und Steuern von 78 (72) Mill. Euro destilliert; das ist das höchste Ebit seit zehn Jahren. Dieses Jahr wird ein Umsatz zwischen 1,05 und 1,15 Mrd. Euro und ein operatives Ergebnis zwischen 79 und 88 Mill. Euro erwartet.

Der erwartete Umsatzanstieg basiere im Wesentlichen auf dem hohen Auftragsbestand zum Jahresende 2022, sagte Vorstandschef Oliver Schuster in der Bilanzpressekonferenz. Dieser lag mit 800 Mill. Euro um 31% über dem Jahresendwert 2021. Finanzvorstand Thomas Triska wies darauf hin, dass alle drei Geschäftsbereiche – Customized Modules (u. a. Weichen), Core Components (u. a. Spannklemmen zur Schienenbefestigung und Betonschwellen) und Lifecycle Solutions (Instandhaltung von Schienen und Weichen, z. B. durch Fräsen und Schleifen) – zu dem Anstieg beitrugen. Das prozentual stärkste Wachstum traut Schuster den Lifecycle Solutions zu; dieser Bereich werde im Konzern auch auf lange Sicht stärker wachsen als die Hardware und damit an Bedeutung gewinnen.

Ausschreibungen gewonnen

2022 gewann Vossloh zahlreiche Ausschreibungen und schloss Rahmenverträge mit langen Laufzeiten ab, wie Schuster berichtete. Darunter fallen Aufträge zur Lieferung von Betonschwellen für ein Großprojekt in Australien, Lieferungen von Schienenbefestigungssystemen für Hochgeschwindigkeitsverbindungen in China und Ägypten sowie eine Vereinbarung zur präventiven Schieneninstandhaltung in Deutschland.

Analog zum Umsatz sollen auch beim Ebit sämtliche Geschäftsbereiche zur prognostizierten Steigerung beitragen – ungeachtet des anhaltend hohen Niveaus der Beschaffungskosten für Energie und Material sowie deutlich steigender Personalkosten. Bezogen auf den Mittelwert der Umsatzprognose ergibt sich ein Prognosekorridor für die Ebit-Marge von 7,2 bis 8,0%. Im abgelaufenen Jahr war die Rendite auf 7,5 (7,7) % gesunken, da die Erlöse um 11%, das Ebit aber nur um 8 % geklettert war.

Dennoch kann der Vorstand mit der Margenentwicklung offenbar gut leben. Der Anstieg sei vor dem Hintergrund erheblicher Netto-Zusatzbelastungen infolge stark gestiegener Beschaffungspreise für Materialen und Energie von mehr als 10 Mill. Euro „sehr beachtlich“, da es nicht gelungen sei, die Preiserhöhungen vollständig an die Kunden weiterzugeben. CEO Schuster zeigte sich aber mit den Ergebnissen, die in den Verhandlungen mit den Kunden über Preisanpassungen erzielt wurden, überaus zufrieden.

Schuster betonte, dass der Markt, in dem sich Vossloh bewege, im langfristigen Durchschnitt um etwa 3 % wachse. Mithin entwickeln sich die Erlöse des Unternehmens seit Jahren weitaus dynamischer. Der Umsatz 2022 liegt über der ersten Zielspanne, die vor einem Jahr ausgegeben wurde (925 Mill. bis 1 Mrd. Euro), und am oberen Ende der im Mai erhöhten Prognose von 950 Mill. bis 1,05 Mrd. Euro, die im Oktober auf 1,0 bis 1,05 Mrd. Euro eingeengt worden war. Die Ebit-Marge liegt innerhalb der Zielspanne, die zur gleichen Zeit von 6 bis 8% auf 7,0 bis 7,5% zusammengezogen wurde.

Wieder 1 Euro Dividende

Das Nettoergebnis nach Anteilen Dritter sprang von 23 auf 42 Mill. Euro. Aus dem Gewinn je Aktie von 2,38 (1,31) Euro soll zum fünften Mal in den letzten sechs Jahren eine Dividende von 1,00 Euro pro Anteilsschein gezahlt werden (2019 hatte es keine Ausschüttung gegeben).

Einen Rekordwert verzeichnete Vossloh im Auftragseingang. Die Bestellungen stiegen im Vergleich zu 2021 um 32 % auf 1,25 Mrd. Euro. Die Book-to-Bill-Ratio, die das Verhältnis von Auftragseingang zum Umsatz abbildet, stieg dadurch auf 1,19 (1,01).

Die Nettofinanzschulden lagen per Ende 2022 bei 237,5 (215,6) Mill. Euro. Der Anstieg im Jahresvergleich sei vor allem eine Folge des gezielten Vorratsaufbaus; es sei das Ziel von Vossloh gewesen, die Lieferfähigkeit auch in diesen herausfordernden Zeiten jederzeit zu gewährleisten.

Stiftungsgründung dauert an

„Der Erfolg von Vossloh hängt ganz entscheidend (…) mit unserem nachhaltigen und krisenresistenten Geschäftsmodell zusammen“, sagte Schuster. Vossloh fördere die ökologisch und ökonomisch sinnvolle Verkehrswende, „denn die Schiene ist und bleibt der energieeffizienteste und umweltverträglichste Verkehrsträger“. Auf der ganzen Welt würden daher Infrastrukturinvestitionsprogramme initiiert, „von denen Vossloh während der kommenden Jahrzehnte profitieren wird“, so Schuster.

Großaktionär von Vossloh mit einem Anteil von 50,1% war der im Februar 2021 verstorbene Investor Heinz Hermann Thiele. Nach Angaben auf der Unternehmenswebseite ist Robin Brühmüller der Testamentsvollstrecker für den Nachlass. Erbin sei Nadia Thiele, die Witwe von Heinz Hermann Thiele. Gemäß einer Pressemitteilung vom März 2021 sollen die Anteile in eine Stiftung überführt werden. Deren Errichtung ist nach Auskunft des Unternehmens noch nicht abgeschlossen. Darüber hinaus halte nur noch Franklin Mutual Advisers mit knapp 5% mehr als 3% der Vossloh-Aktien.

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