Tierbedarf

Zooplus backt kleinere Brötchen

Ein Jahr nach der Übernahme durch Finanzinvestoren hat Zooplus wohl bald ein schwieriges Jahr 2022 hinter sich. Der Abschwung dämpft die Wachstums- und Ertragsdynamik.

Zooplus backt kleinere Brötchen

Von Stefan Kroneck, München

Es ist rund ein Jahr her, dass der Münchner Online-Heimtierbedarfshändler Zooplus von einer börsennotierten Publikumsgesellschaft zu einer von zwei Finanzinvestoren be­herrschten E-Commerce-Firma mu­tierte. Nach einer im Herbst 2021 beendeten aufsehenerregenden dreimonatigen Übernahmeschlacht ei­nigten sich die beiden Private-Equity-Häuser Hellman & Friedman (H&F) und EQT auf einen gemeinsamen Erwerb des einstigen MDax-Mitglieds, welches danach vom Kurszettel verschwand.

Seinerzeit war schon absehbar, dass diese US-amerikanisch-schwedische Zweckallianz viel Geduld und Mittel für Wachstumsinvestitionen aufbringen muss, damit sich dieses Investment später im Rahmen einer Exit-Strategie für diese überhaupt rentiert. Denn das Duo berappte für das als Online-Start-up 1999 begonnene Unternehmen sage und schreibe 3 Mrd. Euro. Das entsprach dem 48-Fachen des operativen Gewinns auf Basis des unbereinigten (berichteten) Ergebnisses vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda). Damals war das ein für ein Private-Equity-Engagement ungewöhnlich hoher Wert.

200-Faches des Ergebnisses

Als Grundlage dafür dienten allerdings die Zahlen des Coronajahres 2020, als die ausgebrochene Pandemie dafür sorgte, dass infolge eines verstärkten Arbeitens von zu Hause (Homeoffice) die Nachfrage nach Produkten von Zooplus durch die Decke gingen. Entsprechend schoss die operative Marge des Konzerns um 2,7 Punkte auf 3,5% in die Höhe.

Für das kleinteilige Volumengeschäft des Unternehmens war das ein außergewöhnlich gutes Resultat in einer von Verdrängungswettbewerb geprägten Branche. Zum Vergleich: Vor Ausbruch der Seuche erwirtschaftete Zooplus 0,8% (Stand 2019).

Legt man allerdings die von Zooplus dieser Tage veröffentlichten Zahlen für 2021 zugrunde – also das Jahr des Vertragsabschlusses –, fällt das Kaufpreis-Multiple noch stärker zu Ungunsten von H&F und EQT aus: Die für Zooplus gezahlte Summe entspricht nach dieser Maßgabe fast dem 200-Fachen des Ebitda. Das bedeutet, dass die Kalifornier und ihr Partner aus Stockholm theoretisch Jahrzehnte benötigten, bis sie ihr eingesetztes Kapital bei Zooplus wieder herausbekämen.

Wie konnte es zu diesem MultipleSchub kommen? Die Antwort darauf findet sich im jüngst im Bundesanzeiger publizierten Geschäftsbericht 2021 der zwischenzeitlich zu einer SE umfirmierten früheren Zooplus AG. Demnach brach das (berichtete) Ebitda von 63,3 Mill. (2020) auf 15,2 Mill. Euro (2021) ein. Zooplus verfehlte dadurch ihre ursprüngliche Vorgabe von 20 Mill. bis 35 Mill. Euro. Als Hauptgrund dafür nennt das Unternehmen im Bericht Transaktionskosten im Rahmen der Übernahme. H&F und EQT bürdeten der erworbenen Firma den Mehraufwand auf. Bei Akquisitionen dieser Art ist das ein übliches Vorgehen. Das impliziert auch, dass es im darauf­folgenden Zwölfmonatsberichtszeitraum unter „normalen“ Umständen in Bezug auf die Profitabilität eigentlich wieder besser gehen müsste, handelt es sich doch um eine einmalige Belastung. Auf diese Zusatzkosten wies Zooplus vor einem Jahr hin (vgl. BZ vom 16.11.2021). 2021 verbuchte der Konzern deshalb nach Steuern einen Verlust von 11,5 Mill. Euro nach einem Überschuss von 28,5 Mill. Euro ein Jahr zuvor.

Niedrigerer Konsum dämpft

Doch angesichts des Wirtschaftsabschwungs hat die Führung von Zooplus keine Hoffnung, 2022 an das Rekordresultat von 2020 wieder anknüpfen zu können.

Im Prognoseteil des am 21. März unterzeichneten Berichts heißt es, für das bald zu Ende gehende lau­fende Geschäftsjahr zwar einen Erlöszuwachs „im niedrigen zweistelligen Prozentbereich“ zu erwarten, die operative Profitabilität werde aber „unter“ jener des Vorjahres liegen. Letzteres bezieht sich auf das bereinigte Ebitda, welches Zooplus für 2021 auf 58,5 Mill. Euro bezif­ferte.

Als geschäftshemmend führt das Management die Unsicherheit infolge des Ukraine-Kriegs auf. Auf Basis der Prognose dürfte die Umsatzdynamik bei 11% nachlassen nach einem Plus von 16% auf 2,1 Mrd. Euro im vergangenen Jahr. Gut möglich, dass auch die weitgehend aufgehobenen Lockdowns dazu beitragen, dass das Geschäft nicht mehr so rund läuft.

Vermutlich dürften auch Ausgaben für den geschäftliche Expansion die Profitabilität schmälern. So kündigten H&F und EQT nach dem teuren Neuerwerb an, Zooplus mit Mitteln zu unterstützen, um die Marktanteile des Konzerns europaweit zu erhöhen. Die beiden Finanzinvestoren zielen darauf ab, Zooplus zum Branchenprimus in Westeuropa aufzubauen. Ohne den Einstieg beider Häuser wäre das Zooplus aus eigener Kraft viel schwerer gefallen.

BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.