Start-up-Gipfel

12 Mrd. Euro für etwas Aufbruchstimmung

Ein breites Bündnis aus Politik, Wirtschaft und Finanzbranche umgarnt in Berlin die deutsche Start-up-Szene. Bis 2030 sollen zusätzliche 12 Mrd. Euro an Wachstumskapital bereitstehen.

12 Mrd. Euro für etwas Aufbruchstimmung

12 Mrd. Euro für etwas Aufbruchstimmung

Ein breites Bündnis aus Politik und Finanzwirtschaft umgarnt die deutsche Start-up-Szene.

Von Andreas Heitker, Berlin

Die Kongresshalle am Berliner Alexanderplatz war am Dienstag Schauplatz für das wohl größte Stelldichein der deutschen Start-up-Szene und ihrer Investoren, das die Hauptstadt bislang gesehen hat. Natürlich gab es auch hier die Veggie-Burger, die Smoothies und die obligatorischen Kickertische. In dem Baudenkmal der sozialistischen Moderne wurden von den 900 Teilnehmern aber auch viele frische Geschäftsideen präsentiert.

Und die Spitzen aus Bundesregierung, Verbänden und Finanzwirtschaft waren auch alle gekommen. Stolz wurde zum Ende des Gipfeltreffens von einem breiten Bündnis die WIN-Initiative unterzeichnet, was „Wachstums- und Innovationskapital für Deutschland“ bringen soll. In der Absichtserklärung steht, dass die Politik die Rahmenbedingungen für junge Unternehmen noch weiter verbessert und die teilnehmenden Unternehmen – insbesondere Versicherer, Banken, Finanzinvestoren – bis 2030 Wachstumskapital von rund 12 Mrd. Euro bereitstellen.

Für Habeck ist WIN „eine wirkliche Rakete“

Die Allianz gehörte dabei ebenso zu den Unterzeichnern wie die Commerzbank, die Deutsche Bank, der US-Vermögensverwalter Blackrock, die Deutsche Börse, die Telekom oder auch Henkel. „Eine wirkliche Rakete“ nannte Wirtschaftsminister Robert Habeck die Initiative. Für den Grünen-Politiker bilden die Start-ups und Scale-ups mit ihrem Innovationsgeist nicht nur die Grundlage für die grüne Transformation der Wirtschaft und für neues Wachstum. Er begründete die politische Unterstützung auch mit der Hoffnung, dass sich die Aufbruchstimmung und Zuversicht der Szene auch stärker in der übrigen Gesellschaft breit macht.

Finanzminister Christian Lindner, der die WIN-Initiative angestoßen hatte, zeigt sich pragmatisch: Nur wenn es gelinge, mehr privates Kapital zu mobilisieren, werde zusätzliches Wachstum geschaffen, begründete der FDP-Chef das Engagement für Venture Capital. „Was wir nicht brauchen, sind immer neue Subventionen und aus der Politik heraus gelenkte wirtschaftliche Entscheidungen.“ Gegen wen sich der Seitenhieb richtet, war klar.

Wachstumskapital hatte 2021 ein Rekordhoch erreicht

Das Dealvolumen auf dem deutschen Venture-Capital-Markt lag im vergangenen Jahr bei 7,1 Mrd. Euro, was viermal so viel war wie zehn Jahre zuvor. Allerdings hatte das Rekordhoch 2021 noch bei 18,6 Mrd. Euro gelegen. KfW-Vorstandschef Stefan Wintels wiederholte auf dem Gipfel im Schatten des Berliner Fernsehturms daher noch einmal seine Schätzung, wonach in Deutschland 30 Mrd. Euro jährlich für die Innovationsfinanzierung benötigt werden.

Daher ist es für den KfW-Chef auch ein großer Erfolg, dass sich im Zuge der WIN-Initiative zum ersten Mal führende Unternehmen der Finanzwirtschaft, Verbände, die Politik und andere Stakeholder zusammengetan haben, um gezielt das VC-Ökosystem zu stärken.

Der Bundeskanzler verwies in dem Zusammenhang noch auf eine weitere Bedeutung der Wachstumsfinanzierung: Gerade in Zeiten sich verschiebender geopolitischer Kräfteverhältnisse sei die Stärkung der eigenen Wettbewerbsfähigkeit und technologischen Souveränität von zentraler Bedeutung, betonte Scholz.

Ob er damit insbesondere die neuen Unternehmen aus dem Sicherheits- und Verteidigungssektor meinte, die sich ebenfalls in der Kongresshalle präsentierten? Diese Branche erhielt auch von einem anderen Gast noch Aufmerksamkeit: Der frühere ukrainische Boxchampion Wladimir Klitschko war gekommen, um im Gespräch mit Habeck über den Krieg in seiner Heimat zu berichten – und wie die Digitalisierung im Abwehrkampf hilft.

BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.