EZB-STRATEGIE AUF DEM PRÜFSTAND - DIE STRATEGIE

Abkehr von der monetären Säule

ms - Zur Umsetzung seines Mandats und seines Ziels hat sich der EZB-Rat zu Beginn die sogenannte Zwei-Säulen-Strategie gegeben. Die eine Säule ist die wirtschaftliche Analyse mit dem Blick auf die wirtschaftliche Entwicklung und Inflationstrends....

Abkehr von der monetären Säule

ms – Zur Umsetzung seines Mandats und seines Ziels hat sich der EZB-Rat zu Beginn die sogenannte Zwei-Säulen-Strategie gegeben. Die eine Säule ist die wirtschaftliche Analyse mit dem Blick auf die wirtschaftliche Entwicklung und Inflationstrends. Die zweite Säule ist die monetäre Analyse, also der Blick auf Geldmengen und Kreditvergabe. Die monetäre Säule hat aber über die Jahre an Bedeutung eingebüßt. Ex-EZB-Vizepräsident Vítor Constâncio sagte bei seinem Abschied im Mai 2018 sogar, die EZB sei in der Krise in die Reihe der Notenbanken eingetreten, die eine Strategie der flexiblen Inflationssteuerung verfolgten. Tatsächlich ist das “(Flexible) Inflation Targeting” inzwischen die weltweit bevorzugte geldpolitische Strategie. Dabei wird das Ziel Preisstabilität unmittelbar angesteuert. Droht das Ziel nach oben verfehlt zu werden, strafft die Zentralbank die Geldpolitik. Droht eine Verfehlung nach unten, lockert sie den Kurs. In den USA steuert die Fed nun als Ergebnis ihrer Strategieüberprüfung auf eine Modifikation zu, die angelehnt ist an die Preisniveausteuerung. Dabei würde die Fed nicht jedes Jahr aufs Neue 2 % anvisieren. Stattdessen würde sie über einen bestimmten Zeitraum im Durchschnitt 2 % anstreben, und sie müsste Verfehlungen in der Zukunft ausgleichen – deswegen heißt das “Average Inflation Targeting”. Auch im EZB-Rat scheinen einige Sympathien für diese Strategie zu haben – andere dagegen nicht. Der Wirtschaftsweise Volker Wieland fordert eine Rückbesinnung auf die Zwei-Säulen-Strategie.