Afrika bietet immense Marktchancen
Afrika ist ein Kontinent, der in Deutschland vor allem im Kontext von Flucht diskutiert wird. Als Fluchtursachen werden zu Recht fehlende Zukunftsperspektiven für die große Zahl von jungen Afrikanern in ihren Heimatländern angeführt. Afrika ist auch ein Kontinent, der aufgrund des Wachstums seiner Volkswirtschaften und Bevölkerung immense Marktchancen bietet, die aber aufgrund fehlenden Kapitals, Know-hows und Infrastruktur, insbesondere fehlender Stromversorgung, nicht realisiert werden. Anderer Ansatz als in EuropaInvestoren in Afrika, insbesondere Private-Equity-Investoren, haben diese Marktchancen bereits erkannt, sich bislang jedoch schwergetan, geeignete Akquisitionsobjekte zu finden, die Größe, Wachstumsaussichten mit transparenten Strukturen verbinden. Ein afrikanischer Ansatz muss her. Investitionsstrategien, die in Europa funktionieren, sind selten für den afrikanischen Kontinent geeignet.Es gibt noch einen weiteren Grund, dem afrikanischen Kontinent in Zukunft mehr Aufmerksamkeit zu schenken: Bislang war China der einzige visible Investor in Afrika. Vor allem für prestigeträchtige Infrastrukturprojekte wie die Eisenbahnstrecke Nairobi-Mombasa floss reichlich Geld aus Peking. Mitgebracht wurden neben Kapital nicht selten auch Arbeitskräfte aus Fernost. Für die lokale Bevölkerung blieben nicht selten nur die Handlangerjobs übrig. Hinzu kommen Abhängigkeiten durch die Verschuldung der damit verbundenen Großkredite.Mittlerweile ist es etwas stiller geworden um den Großinvestor aus Fernost, was nicht nur dem eskalierenden Handelskonflikt mit den USA zuzuschreiben ist. Die chinesische Wirtschaftspolitik hat sich gewandelt: Weg von der auf Expansion ausgerichteten Investitionspolitik zu mehr Nachhaltigkeit: Subventionen werden gestrichen, unrentable Produktionsstätten im Inland geschlossen, Umweltauflagen erhoben. Auch im Ausland scheint China künftig leiser aufzutreten.Das lässt Raum für Investoren aus Europa. Afrika, ein Kontinent, der direkt vor der Haustür Europas liegt, sollte nicht länger als Problem, sondern mehr als Chance und Investmentziel wahrgenommen werden. Dabei sollten die Fehler der Chinesen nicht wiederholt, sondern in enger Abstimmung für beide Seiten nutzbringende Lösungen gefunden werden: einen echten afrikanischen Ansatz eben. Einsatz von Venture BuildernDie geeignete Private-Equity-Lösung könnte in dem Modell eines speziell afrikanischen Venture Builders bestehen, der systematisch Chancen in afrikanischen Wachstumsmärkten identifiziert und mit qualifizierten Managementteams vor Ort auch selbst realisiert. Besonders erfolgversprechend sind hierbei Themen, die auch nachhaltiges Wachstum schaffen. Vorbehalte gegen Investitionen in Afrika sind oft Korruption und Misswirtschaft. Um diesen zu begegnen, ist eine fundierte Kenntnis der politischen und ökonomischen Begebenheiten unabdingbar. Eine umfangreiche lokale Expertise und enge Verbindungen zu lokalen Stakeholdern ist hierbei wichtig. Einbindung in lokale NetzeAnders als die hier genannten ausländischen Großinvestoren nutzen Venture Builder das Kapital der Investoren gezielt, um vor Ort Unternehmen zu gründen, die optimal in die lokalen Netzwerke eingebunden sind. Dabei ist es wichtig, von Beginn an das Arbeitskräftepotenzial vor Ort auszuschöpfen und auf Augenhöhe zu kommunizieren. Nicht zuletzt deshalb standen die chinesischen Investoren stark in der Kritik und wurden als neue Kolonialherren bezeichnet. Gerade deshalb haben europäische Investoren – als ehemalige Kolonialherren – die Verpflichtung, nachhaltige Strukturen zu schaffen, die von Partnerschaft und gegenseitigem Austausch geprägt sind. Auch wenn sich Venture Builder das Lohngefälle in Afrika zunutze machen können, sollte Wert darauf gelegt werden, dass europäische Mindeststandards wie Arbeits- und Versicherungsschutz, eine hochwertige Aus- und Weiterbildung und ein regelmäßiges gesichertes Einkommen angeboten werden, das den Mitarbeitern den Freiraum lässt, sich kreativ für das Unternehmen einzusetzen. Dabei können vor allem zwei Zukunftsindustrien ausgemacht werden, in denen sich Private-Equity-Investments besonders lohnen. Diese haben drei Gemeinsamkeiten: Sie erlauben die Realisierung von starkem Unternehmenswachstum, sie ermöglichen die Erzielung von attraktiven Gewinnen, und das Geschäftsmodell leistet einen positiven Beitrag für die Gesellschaft des afrikanischen Landes, zum Beispiel durch die Schaffung von Arbeitsplätzen oder den Ausbau von erneuerbaren Energien. Mangelnde StromversorgungAfrikas größtes Problem ist die mangelnde flächendeckende Stromversorgung. Es existiert faktisch kein Netz wie in Europa. Unternehmen wie auch Schulen, Krankenhäuser oder andere Einrichtungen sind auf sich allein gestellt. Dies stellt eine der größten Investitionshemmnisse für den afrikanischen Kontinent dar. Besonders ausländische Investoren schrecken daher häufig davor zurück, die in Afrika so dringend benötigten Fertigungsanlagen, Logistikeinrichtungen oder auch Verwaltungsniederlassungen zu errichten. Denn diese müssen im Regelfall mühsam mit Dieselgeneratoren betrieben werden, was nicht nur aus ökologischer Sicht verheerend ist, sondern auch aus betriebswirtschaftlicher Sicht. Dabei ist die Fotovoltaik technologisch mittlerweile so sehr ausgereift, dass es möglich ist, diese lokal zu installieren und den Objekten damit Stromkosteneinsparungen von bis zu 30 % zu ermöglichen. Damit einher geht auch eine Unabhängigkeit, denn Sonne ist in Afrika ein grenzenlos vorhandener und frei verfügbarer Rohstoff. Großprojekte scheiternHauptgründe für die zögerliche Anwendung von Solarlösungen durch Unternehmen in Afrika waren in der Vergangenheit die hohen Anschaffungskosten und der mangelhafte Service der häufig im Ausland sitzenden Anbieter. In der Vergangenheit hat sich zudem gezeigt, dass Großprojekte wie das in Marokko angelegte Projekt Desertec an ihren eigenen Ambitionen scheitern mussten. Hier lag die Idee darin, mit gigantischen und kostenintensiven Anlagen Energie in großem Stil für Europa zu produzieren. Die Kosten und nicht zuletzt die ungelöste Leitungsproblematik führten dazu, dass das Vorhaben vorzeitig beerdigt werden musste.An diesem Beispiel zeigt sich die Notwendigkeit einer speziell afrikanischen Lösung: Desertec hat auf den europäischen Absatzmarkt gesetzt. Doch Afrika selbst ist es, das zum Aufbau seiner Wirtschaft dringend Energie benötigt. Zweitens war die Größe das Problem. Statt riesiger Solarenergiefelder muss die Energie in kleinen und kostengünstigen Anlagen produziert werden. Denn von diesen Anlagen ist der Weg zum Verbraucher nicht weit, die Wartungskosten sind überschaubar und die Kosten haben sich viel schneller amortisiert.Idealerweise werden Stromlösungen in Afrika als Gesamtpaket angeboten. Dieses beinhaltet nicht nur die Installation und Wartung, sondern erlaubt den Kunden eine unkomplizierte Finanzierung des Stroms, zu einer monatlichen Gebühr. In dieser sollten Wartung und Betrieb mit enthalten sein. Dies bietet sowohl den Kunden als auch den Investoren langfristige Sicherheit und bringt Angebot und Nachfrage für beide Seiten optimal zusammen.—-Christian Wessels, Chief Executive Officer von Sunray Ventures