ZEW-Konjunkturerwartungen

Aktuelle Lage so schwach wie seit drei Jahren nicht mehr

In der ZEW-Konjunkturumfrage für September scheint erneut ein ganz schwacher Hoffnungsschimmer für die deutsche Konjunktur durch. Die Bewertung der aktuellen Lage passt allerdings besser in den jüngsten Datenkranz: Das Barometer ist auf den niedrigsten Stand seit drei Jahren gesunken.

Aktuelle Lage so schwach wie seit drei Jahren nicht mehr

Lage so trübe wie zur Corona-Hochzeit

ZEW-Konjunkturerwartungen hellen sich stärker als erwartet auf

ba Frankfurt

Finanzmarktexperten blicken im September zwar etwas entspannter auf die konjunkturelle Entwicklung in Deutschland – allerdings von einem niedrigen Niveau aus. Zudem schätzen sie die aktuelle Lage so schwach ein wie zuletzt vor drei Jahren, also während der Corona-Pandemie. Nachdem auch die globalen Perspektiven schlechter beurteilt werden, sehen sich Ökonomen in ihrer Prognose bestätigt, dass das Bruttoinlandsprodukt im zweiten Halbjahr schrumpft. Zumal die Folgen des beispiellosen Straffungskurses der Europäischen Zentralbank (EZB) und anderer großer Notenbanken noch nicht gänzlich in der Breite der Wirtschaft angekommen sind. Wie die Umfrage zeigt, hoffen die Börsianer, dass nun der Zinsgipfel beidseits des Atlantiks erreicht ist.

Besser als erwartet

Die ZEW-Konjunkturerwartungen für Deutschland haben im September den zweiten Monat in Folge leicht zugelegt, und zwar um 0,9 auf –11,4 Punkte. Ökonomen hatten jedoch mit einem Rückgang auf –15,0 Punkte gerechnet. Die gegenwärtige konjunkturelle Lage allerdings wurde von den 160 befragten Analysten und institutionellen Anlegern noch pessimistischer als im August bewertet. Das entsprechende Barometer gab um 8,1 auf minus 79,4 Zähler nach. "Diese Entwicklung relativiert die leicht gestiegenen Erwartungen bezüglich der konjunkturellen Lage auf Sicht von sechs Monaten", erläuterte Achim Wambach, Präsident des ZEW – Leibniz-Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung.

"Die Lagebeurteilung sendet weiterhin ein starkes Rezessionssignal", analysiert Alexander Krüger, Chefvolkswirt der Hauck Aufhäuser Lampe Privatbank. Eine Befreiung aus dem Stimmungstief stehe weiter in den Sternen. "Vor allem der Standortfrust dürfe sich weiter festsetzen", mahnt Krüger. "Für eine wirkliche Trendwende ist die Verbesserung aber noch viel zu schwach", findet Christoph Swonke von der DZ Bank. Als weiteren Belastungsfaktor macht er die schwindende Aktivität im Bausektor aus, die durch das höhere Zinsumfeld gebremst wird. Laut Ifo-Umfrage waren die Stornierungen im Wohnungsbau im August so hoch wie noch nie.

Unter den vom ZEW abgefragten Branchen schwächten sich allerdings die Erwartungen für die Banken mit –18,4 Punkten am stärksten ab.

Die positiveren Konjunkturerwartungen gingen "mit einem deutlich optimistischeren Ausblick bezüglich der Entwicklung auf den internationalen Aktienmärkten einher", erklärte Wambach weiter. Dies sei zumindest teilweise der Tatsache geschuldet, dass der Anteil der Befragten, die von stabilen Zinsen im Euroraum und den USA ausgehen, weiter gestiegen sei. "Darüber hinaus erwarten die Expertinnen und Experten eine weitere Lockerung der Zinspolitik in China", sagte ZEW-Präsident Wambach.

Skepsis für Weltkonjunktur

Mit Blick auf die globalen Perspektiven zeigten sich die Umfrageteilnehmer allerdings skeptischer als zuletzt, wie die Urteile für die Eurozone, USA und China zeigen. So ist der Erwartungsindikator für den gemeinsamen Währungsraum um 3,4 auf –8,9 Punkte gesunken, während der Lageindikator 0,6 auf –42,6 Zähler nachgab. Für die USA, für die die Zeichen derzeit auf einem "soft landing" stehen, ist der Erwartungsindikator um 5,3 auf –8,8 Punkte abgesackt, während die aktuelle Lage leicht besser beurteilt wurde. Jüngst schwach ausgefallene Konjunkturdaten haben wiederum den Lageindikator für China um 14,2 auf –78,3 gedrückt. Der Erwartungsindex fiel um 9,2 auf 9,7 Zähler.

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