Allianz zerpflückt Bundesbank-Studie

Chefvolkswirt Heise zu den Verteilungswirkungen der Geldpolitik

Allianz zerpflückt Bundesbank-Studie

lz Frankfurt – Die jüngste Studie der Bundesbank, wonach die unkonventionelle Geldpolitik entgegen anderen Ansichten die Ungleichheit in der Gesellschaft kaum verstärkt (vgl. BZ vom 20. September), stößt bei der Allianz auf starken Widerspruch. Die Argumentation sei “nicht überzeugend”, sagte Chefvolkswirt Michael Heise bei der Vorlage des “Global Wealth Report”.Die Bundesbank argumentiert damit, dass die Besitzer größerer Vermögen zwar unmittelbar von Leitzinssenkungen und Anleihekäufen profitierten, da die Aktienkurse und Immobilienpreise steigen würden, nachgelagert aber würden die positiven Rückwirkungen auf die Konjunktur überwiegen. Die Arbeitslosigkeit sei niedriger als ohne geldpolitische Impulse der Notenbank, wovon wiederum die weniger Betuchten mehr hätten. Diese Argumentation stellt Heise infrage. Zum einen sei es schon fragwürdig zu behaupten, dass die unkonventionellen Maßnahmen der Europäischen Zentralbank (EZB) die Konjunktur tatsächlich im nötigen Ausmaß angetrieben hätten und auch weiter positiv wirkten. Wachstumseffekte durch die ultralockere Geldpolitik seien allenfalls am Anfang festzustellen gewesen, stellt Heise fest. Insgesamt sei die Konjunkturerholung aber hauptsächlich auf die niedrigen Ölpreise und steigenden Löhne zurückzuführen, welche die Kaufkraft erhöht hätten. Dies könne die Bundesbank jetzt nicht für ihre Argumentation hernehmen. Heise: “Die Beweislast, dass die Geldpolitik positiv wirkt, liegt hier eindeutig bei den Notenbanken.” Zumal inzwischen sogar eher die Frage aufzuwerfen sei, ob die Geldpolitik wegen ihrer Risiken nicht auch unmittelbar negativ auf das Verhalten der Marktakteure wirke. Zum anderen seien die von der Geldpolitik hervorgerufenen Preiseffekte ja auch durchaus gefährlich, weshalb sich langfristig nicht der Arbeitsmarkt erhole, wie die Bundesbank unterstelle, sondern womöglich eine neue Finanzkrise anstehe. Wenn sich wegen der Geldpolitik etwa an den Immobilienmärkten Übertreibungen bildeten, sei das für die Gesamtkonjunktur eben nicht unbedingt förderlich. Das gelte auch für eine geldpolitisch induzierte steigende Verschuldung.Schon die Plausibilität, so Heise, spreche dafür, dass die Geldpolitik sich eher positiv für die höheren Vermögen auswirke, während die weniger Vermögenden eher benachteiligt würden. Letztere würden nämlich verstärkt unter den niedrigen Zinsen leiden und müssten obendrein um ihre Altersvorsorge fürchten.