Andreas Dombret 60
Von Mark Schrörs, FrankfurtMehr als eineinhalb Jahre ist es inzwischen her, dass Andreas Dombret Ende April 2018 aus dem Vorstand der Deutschen Bundesbank ausgeschieden ist. Über mangelnde Beschäftigung, gar Langeweile, kann sich der Deutsch-Amerikaner, der am Donnerstag seinen 60. Geburtstag feiert, aber ganz gewiss nicht beklagen. Inzwischen hat er ein ganzes Portfolio an Beratungsmandaten übernommen – und hinzu kommen noch diverse Lehrtätigkeiten, Ehrenämter und Mitgliedschaften.Erst vor kurzem, genauer gesagt Mitte Dezember, heuerte Dombret bei Oliver Wyman an. Als Global Senior Advisor soll er die weltweite Financial-Services- und Public-Sector-Practice der internationalen Unternehmensberatung verstärken und mit Fokus auf den Bankenmarkt und den öffentlichen Sektor strategisch beratend tätig sein. Bis zu 50 % seiner Zeit wird Dombret für diese Tätigkeit aufbringen, wie es im Dezember hieß. Darüber hinaus berät er die japanische Großbank Sumitomo Mitsui Banking, das Londoner Research-Haus Autonomous und den Hamburger Fintech Deposit Solutions. Zudem hält der Familienvater Vorlesungen an der Columbia University in New York, ist als Schatzmeister der Atlantik-Brücke sowie unter anderem als Mitglied des Kuratoriums der Schirn Kunsthalle Frankfurt und des Städel Museums Frankfurt aktiv, und er hält Vorträge im In- und Ausland. Wie zu seiner Zeit im Bundesbankvorstand, deren “Außenminister” er lange Zeit quasi war, ist Dombret also weiterhin viel in aller Welt unterwegs.Von Mai 2010 bis April 2018 gehörte Dombret dem Führungsgremium der deutschen Notenbank an. Der frühere Investmentbanker, der Bankkaufmann gelernt und später in Betriebswirtschaftslehre promoviert hatte, fühlte sich in dem Amt und mit seinen Aufgaben stets sehr wohl und hätte wohl gern weitergemacht. Letztlich blieb diese Hoffnung aber unerfüllt – was viel mit der Besetzungspraxis für den sechsköpfigen Vorstand zu tun hatte, der je zur Hälfte vom Bund und den Bundesländern nominiert wird, und wenig mit mangelnder Wertschätzung für Dombrets Arbeit. BankenaufseherIn seiner achtjährigen Amtszeit als Notenbanker, die wesentlich von der Aufarbeitung der Weltfinanzkrise geprägt war, machte sich Dombret vor allem einen Namen als Bankenaufseher. Im Mai 2014 hatte er diesen Verantwortungsbereich übernommen. “Ich habe mich bemüht, eine Brücke zwischen Praxis und Aufsicht zu schlagen”, sagte Dombret in einem großen Interview für das 2019 erschienene Buch “Stabile Banken in herausfordernden Zeiten”, in dem anhand von Reden Dombrets aus acht Jahren dessen Schwerpunkte bei der Bundesbank aufgezeigt werden.In seiner Funktion als Bankenaufseher der Bundesbank war Dombret auch maßgeblich am Aufbau der Bankenaufsicht bei der Europäischen Zentralbank (EZB) und am Abschluss des Regulierungswerks Basel III beteiligt. Die Vorstöße für regulatorische Erleichterungen für kleine Banken sowie für die Kapitalunterlegung von Staatsrisiken bleiben mit seinem Namen verbunden. Dombret vertrat die Bundesbank zudem auf internationalem Parkett, etwa beim Internationalen Währungsfonds (IWF) – woher auch die Bezeichnung “Außenminister” stammt.Nach acht Jahren im Dauer-Krisenmodus sagte Dombret im März 2018 im Interview der Börsen-Zeitung mit Blick auf sein Amtsende und die anstehende, zwölf Monate dauernde Cooling-off-Phase: “Ich freue mich eigentlich sehr auf diese entschleunigte Zeit.” Zugleich ließ der stets sehr umtriebige Dombret aber auch bereits erkennen, dass es ein Wiedersehen im Finanzsektor geben werde: “Ich werde mich ganz sicher nicht zur Ruhe setzen.” Gut eineinhalb Jahre später steht fest: Dombret hat Wort gehalten.