Angst vor Arzneimittelverknappung
hip London – Der britische Gesundheitsminister Matt Hancock hat davor gewarnt, dass die für den Fall eines Brexit ohne Übereinkunft mit Brüssel erwarteten Verzögerungen weitaus länger andauern könnten als bislang erwartet. Statt sechs Wochen könnten die Probleme in Dover und Folkestone bis zu sechs Monate lang andauern, schrieb Hancock an Unternehmen der Gesundheitsbranche und forderte sie auf, Notfallpläne aufzustellen. Die Regierung müsse bislang beschlossene Vorsichtsmaßnahmen wie die Einlagerung dringend benötigter Medikamente für sechs Wochen ergänzen. Es werde auch erwogen, Flugzeuge zu chartern, um Medikamente einzufliegen. Zudem sollen Lkw mit Medikamenten bei der Grenzabfertigung Vorrang erhalten.Wie die “Times” berichtet, gibt es auch Pläne, Medikamente notfalls zu rationieren. Patienten würden die ihnen verschriebenen Präparate vom Apotheker dann entweder in kleineren Mengen oder in einer anderen Verabreichungsform erhalten. Er könne aber auch zu einem “therapeutischen Äquivalent” oder einem Generikum greifen.Premierministerin Theresa May schickte derweil rund 30 Mitglieder ihrer Regierung los, um den in ihrem Namen ausgehandelten EU-Austrittsvertrag im ganzen Land zu bewerben. Am Dienstag, dem 11. Dezember, wird im Unterhaus über die Übereinkunft mit Brüssel abgestimmt. Bislang wird damit gerechnet, dass das Parlament mit großer Mehrheit dagegen votiert. Wie der “Daily Telegraph” erfahren haben will, sind mindestens zwölf Mitglieder der Regierung dafür, das versprochene “aussagekräftige Votum” abzusagen.Einer Umfrage des Meinungsforschers Survation zufolge glauben 52,6 % der Bevölkerung, dass Mays Deal zwar nicht ideal, unter den verfügbaren Alternativen aber noch die beste ist. Der Rivale Ipsos Mori ermittelte dagegen für den “Evening Standard”, dass 60 % der Briten denken, dass es ein schlechtes Ergebnis für das Land wäre, die EU unter den in Mays Namen ausgehandelten Bedingungen zu verlassen.Der ehemalige Außenminister Boris Johnson beklagte, dass der Austrittsvertrag der EU “die uneingeschränkte Macht gibt, dieses Land einzuschüchtern und zu erpressen, um in den künftigen Verhandlungen alles zu erreichen, was immer sie will” – ob es nun um Zugang zu den Fischgründen für Frankreich, geteilte Souveränität über Gibraltar für Spanien oder Zugeständnisse bei der Zuwanderung für Deutschland gehe. “Es ist ziemlich unfassbar, dass irgendeine Regierung solchen Bedingungen zustimmen könnte”, schrieb Johnson auf Facebook. “Sie erinnern an die Art von Diktat, das einem Land auferlegt werden kann, wenn es eine militärische Niederlage erlitten hat.”