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Angstgegner vieler City-Größen tritt nicht erneut zur Wahl an

Von Andreas Hippin, London Börsen-Zeitung, 27.4.2017 Die Entscheidung von Andrew Tyrie (60), bei der Parlamentswahl im Juni in seinem südenglischen Wahlkreis Chichester nicht wieder anzutreten, hat viele überrascht. In der Londoner City dürfte...

Angstgegner vieler City-Größen tritt nicht erneut zur Wahl an

Von Andreas Hippin, LondonDie Entscheidung von Andrew Tyrie (60), bei der Parlamentswahl im Juni in seinem südenglischen Wahlkreis Chichester nicht wieder anzutreten, hat viele überrascht. In der Londoner City dürfte mancher aufgeatmet haben, denn der konservative Abgeordnete, der seit 2010 dem Finanzausschuss des Unterhauses vorsitzt, hatte sich zum Angstgegner entwickelt. Tyrie stellte nicht nur unangenehme Fragen, wenn er die Spitzenkräfte der Finanzbranche vorlud. Der Pro-Europäer, der seit zwei Jahrzehnten im Unterhaus sitzt, machte auch klar, dass Regeln für alle gelten.Zuletzt stellte sich das von ihm geführte Gremium gegen die Beförderung von Charlotte Hogg zur stellvertretenden Gouverneurin der Bank of England. Die von Notenbankchef Mark Carney geförderte Tochter des dritten Vicomte Hailsham, die bereits als seine mögliche Nachfolgerin gehandelt wurde, hatte die Zentralbank bei ihrer Einstellung 2013 nicht über einen wesentlichen Interessenkonflikt informiert: Ihr Bruder Quintin fungiert bei Barclays als Director Group Strategy. Hogg werde den “sehr hohen” Standards nicht gerecht, die mit dem Amt des Deputy Governor for Markets & Banking verbunden sind, hieß es im vernichtenden Untersuchungsbericht des Ausschusses. Kurz vor seiner Veröffentlichung trat Hogg zurück. Andrew Bailey, der von der Bank of England an die Spitze der Financial Conduct Authority (FCA) wechselte, wurde von Tyrie aufgefordert, endlich den von der Behörde in Auftrag gegebenen unabhängigen Untersuchungsbericht zum Geschäftsgebaren der Abwicklungssparte der Royal Bank of Scotland zu veröffentlichen. Auch die haarsträubenden Versäumnisse der FCA-Vorgängerbehörde rund um den Zusammenbruch der Halifax Bank of Scotland wurden vom Finanzausschuss schön zusammengefasst. Tyrie ließ den Eindruck entstehen, Politiker seien die besseren Aufseher. Vor seinem Einstieg in die Politik war der Oxford-Absolvent als Volkswirt für die Europäische Bank für Wiederaufbau und Entwicklung tätig.