Ansteckungsgefahr wächst

Der IWF hat die gestiegene Marktvolatilität untersucht und schlägt Alarm

Ansteckungsgefahr wächst

Angesichts der zunehmenden Globalisierung der Finanzmärkte müssen nach Meinung des Internationalen Währungsfonds (IWF) Politiker verstärkt auf Ansteckungseffekte achten, die von den Aktien- und Devisenmärkten der Schwellenländer ausgehen.det Washington – Probleme an den Finanzmärkten der Emerging Market Countries (EMCs) schlagen immer stärker auf Märkte in den Industrienationen durch und erfordern größere Wachsamkeit seitens der Notenbanken und Regulierungsinstanzen, als das bisher notwendig war. Wie der IWF in den analytischen Kapiteln des neuen Berichts zur globalen Finanzstabilität (GFSR) schreibt, hat während der vergangenen 20 Jahre die zunehmende Integration der Schwellenländer in das Weltfinanzsystem dazu geführt, dass Unruhen dort für mehr als ein Drittel der Kursschwankungen an den Aktienmärkten und 40 % der Wechselkursschwankungen verantwortlich sind, die an den Aktien- und Devisenmärkten der Industrieländer zu beobachten waren. Von diesem Trend ausgenommen sind allerdings die Anleihenmärkte, stellt der Währungsfonds in seiner Studie fest. Bei festverzinslichen Wertpapieren seien die Übertragungskanäle, über die Volatilität auch in andere Länder überschwappen kann, offenbar weniger ausgeprägt.Die stärksten Ansteckungseffekte wurden zwischen Ländern mit vergleichbaren ökonomischen Fundamentaldaten festgestellt und sind in der Regel auf einzelne Sektoren begrenzt. Besonders anfällig sind demnach Aktien von Unternehmen, die über geringe Liquidität verfügen, hoch verschuldet und stark auf Auslandsfinanzierung angewiesen sind.Besondere Aufmerksamkeit muss in diesem Zusammenhang nach Darstellung des Währungsfonds jenen Ländern geschenkt werden, die stark integrierte Finanzsysteme haben und sich durch ein hohes Außenhandelsvolumen auszeichnen. Insbesondere müsse man Risiken im Auge behalten, die von China ausgehen, heißt es warnend. Während dort weniger Effekte vom Finanzsektor überschwappen, können makroökonomische Entwicklungen wie enttäuschende Wachstumszahlen an den Märkten der Industrieländer negativ besonders zu Buche schlagen.Um den Risiken entgegenzuwirken fordert der IWF, dass Politiker bei der Bewertung der Finanzstabilität die wachsenden Interdependenzen zwischen Industrie- und Schwellenländern verstärkt unter Beobachtung nehmen. Insbesondere müssten sie Zugang haben zu umfassenden Daten über Kapitalströme sowie Banken und andere Finanzintermediäre. Auch müssen mehr transparente Informationen über die Rolle institutioneller Anleger und insbesondere der Investmentfonds verfügbar sein.Eine erhöhte Transparenzpflicht wird insbesondere von China gefordert. Für unverzichtbar hält der IWF eine klare Formulierung der wirtschafts- und finanzpolitischen Ziele sowie der geplanten Umsetzung. Nur so lasse sich die Marktvolatilität vermeiden, die nicht selten ihren Ursprung aus konjunkturellen Entwicklungen in China nimmt.—– Wertberichtigt Seite 6