Antonio Tajani 65
fed – Seine Biografie liest sich wie die eines leidenschaftlichen Kämpfers für die europäische Sache. Antonio Tajani hatte in den vergangenen zwei Jahrzehnten in den beiden zentralen europäischen Institutionen, der EU-Kommission und dem EU-Parlament, Spitzenpositionen inne: Als EU-Kommissar – erst zuständig für Verkehr, dann für Unternehmen. Und im EU-Parlament – zunächst als einfacher Abgeordneter, später als Fraktionsvize der konservativen Parteiengruppe und seit Januar 2017 als Präsident des EU-Parlaments.Doch viele Abgeordnete und Beamte in Straßburg und Brüssel hegen Zweifel an Tajanis Überzeugung für ein starkes Europa. Ihm wird vorgeworfen, dass er anders als sein Vorgänger als EU-Parlamentschef, Martin Schulz, seine Kräfte nicht auf das ehrgeizige Vorantreiben kompromissfähiger Initiativen konzentriert, sondern auf die präsidiale Führung. In anderen Worten: seine Ambition, so die Kritiker, ziele auf das Repräsentative, nicht das Politische. In die gleiche Richtung gehen auch die kritischen Wahrnehmungen seiner Amtsführung als EU-Kommissar. Während EU-Unternehmenskommissare vor ihm wie Günter Verheugen für wichtige Initiativen in ihrem Beritt stritten, fiel Tajani im Wesentlichen durch öffentliche Auftritte auf, in denen er für die europäische und insbesondere die italienische Fremdenverkehrswirtschaft warb. Es ist vor diesem Hintergrund auch nicht überraschend, dass es im EU-Parlament eines stundenlangen Wahlmarathons mit vier Wahlgängen bedurfte, um den Italiener, der in Rom Jura studiert hat, ins Amt des Präsidenten zu hieven. Zumal da Tajani als enger Vertrauter Silvio Berlusconis und Mitglied der populistischen Mitte-Rechts-Partei Forza Italia von vielen Abgeordneten mit einem gewissen Argwohn betrachtet wird. Schließlich hat Berlusconi einst mit einem unmöglichen Auftritt im Plenum, bei dem er den damaligen Europaabgeordneten Schulz wegen kritischer Nachfragen mit einem KZ-Wächter verglich, für einen Eklat gesorgt. Am morgigen Samstag feiert Antonio Tajani seinen 65. Geburtstag.