Arbeitskräftemangel im Handwerk legt zu
Arbeitskräftemangel im Handwerk legt zu
Jeder dritte Beruf betroffen – Mehr Übernahmen von Azubis
ast Frankfurt
Jeder dritte Handwerksberuf in Deutschland leidet unter dem Fachkräftemangel. Das geht aus einer Erhebung der Bundesagentur für Arbeit (BA) zum Tag des Handwerks an diesem Samstag hervor. Das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) in Nürnberg teilte mit, dass gleichzeitig immer mehr Auszubildende auch nach der Lehre in ihrem Ausbildungsbetrieb weiterarbeiten. Da die Ausbildungsjahrgänge aber immer kleiner werden, ist das jedoch keine Linderung für den Arbeitskräftemangel im deutschen Handwerk.
Wie die BA am Donnerstag mitteilte, wurden im vergangenen Jahr 68 von insgesamt 177 Handwerksberufen als sogenannte Engpassberufe geführt. Noch vor drei Jahren, vor Ausbruch der Coronavirus-Pandemie, hatte die Zahl der betroffenen Berufe bei 56 gelegen. Die Entwicklung entspricht einem Anstieg von 32% auf nun 38% betroffene Handwerksberufe. Die Bandbreite reiche von Berufen der Bauelektriker über die Kraftfahrzeugtechnik und elektrische Betriebstechnik bis hin zu denen in der Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik. Auf diese Engpassberufe entfielen 80% der bei der BA gemeldeten freien Stellen. Die Betriebe müssten in diesen Fällen mit Schwierigkeiten bei der Besetzung der offenen Stellen rechnen.
Bessere Bindung
Zwar fällt den Handwerksbetrieben die Suche nach neuen Mitarbeitern zunehmend schwer. Gleichzeitig gelingt es ihnen aber dem "Ausbildungspanel Handwerk" zufolge immer besser, den fertig ausgebildeten Nachwuchs in ihren Betrieben zu halten. Mehr als jeder zweite Ausbildungsabsolvent im Handwerk arbeitete 2020 laut der Erhebung in Zusammenarbeit von Handwerkskammern, dem Zentralverband des Deutschen Handwerks und dem IAB auch sechs oder zwölf Monate nach dem Ende der Lehre im selben Betrieb. Die sogenannte Verbleibquote im Handwerk steigt seit 2014 kontinuierlich. Allerdings dürfte dieser eigentlich positive Trend nicht zuletzt dem wachsenden Fachkräftemangel geschuldet sein.
Denn zeitgleich wurden die Abschlussjahrgänge seit 2014 immer kleiner. 2020 machten 9% weniger Jugendliche ihren Ausbildungsabschluss als nur sechs Jahre zuvor. "Damit hat sich die Versorgung mit Fachkräften aus der eigenen Ausbildung im Handwerk deutlich reduziert", schreiben die IAB-Experten.
Um dieser Entwicklung entgegenzuwirken, bedarf es laut Studie besserer Rahmenbedingungen. So sollten Weiterbildungsangebote für junge Menschen attraktiver gestaltet werden. Zudem sollten Betriebe verstärkt digitale Technologien nutzen. "Auch dies kann für Handwerksbetriebe eine Strategie sein, um bestimmte Tätigkeiten gerade für diese Klientel attraktiver zu machen und damit deren Beschäftigungsfähigkeit zu stärken", schreiben die Autoren. Vor allem kleinere Betriebe müssten jedoch in ihren Digitalisierungsbemühungen unterstützt werden – etwa durch den Zusammenschluss mit anderen Betrieben.