Arbeitsmarkt steuert auf weitere Abkühlung zu
Arbeitsmarkt steuert auf weitere Abkühlung zu
Frühindikatoren deuten maue Entwicklung in den kommenden Monaten an – Schwache Konjunktur belastet
ast Frankfurt
Der negative Trend am deutschen Jobmarkt wird sich auch in den kommenden Monaten fortsetzen. Das deuten die Frühindikatoren von Ifo-Institut und Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) an, die am Mittwoch vorgestellt wurden. Ökonomen rechnen daher angesichts der schwachen Konjunktur mit einer steigenden Zahl von Arbeitslosen. Die Unternehmen zeigten sich deutlich weniger einstellungsbereit.
Schwächer als in der Eurokrise
Das Arbeitsmarktbarometer des IAB ist im September unter die neutrale Marke von 100 Punkten gefallen. Es zeigt somit eine negative Entwicklung am Arbeitsmarkt an. Im Vergleich zum August fiel der Frühindikator um 0,7 Zähler auf nun 99,8 Punkte. Es ist der niedrigste Wert seit dem Corona-Jahr 2020. Auch das europäische Arbeitsmarktbarometer des Instituts gab auf 99,3 Zähler nach. Mit einem Minus von 0,4 Punkten entfernt es sich im September noch stärker von der neutralen Marke bei 100 Zählern.
„Die Arbeitsmarktaussichten sind etwas schwächer als Ende 2012 in der Eurokrise, der letzten Rezession vor Corona“, erklärte Enzo Weber, zuständiger IAB-Forschungsleiter. Bereits seit April sinkt das Barometer Monat für Monat. Die Komponente für die Arbeitslosigkeit fiel zum fünften Mal und steht nun bei 97 Punkten. In den kommenden drei Monaten dürfte es daher mehr Arbeitslose geben. Die Beschäftigungskomponente hält sich zwar weiterhin über 100 Punkten, gab jedoch ebenfalls nach, um 1,0 auf nun 102,6 Zähler.
"Die Arbeitsagenturen erwarten, dass die Beschäftigungszuwächse deutlich geringer werden", erklärte Weber. Von einem "Einknicken" gingen die befragten Jobcenter jedoch weiterhin nicht aus. "Die Beschäftigung in Deutschland liegt noch immer auf Rekordstand", so Weber. Die Daten basieren auf einer monatlichen Umfrage der Bundesagentur für Arbeit (BA) unter allen lokalen Arbeitsagenturen.
Einstellungsbereitschaft sinkt
Auch das Ifo-Beschäftigungsbarometer macht wenig Hoffnung. Die Einstellungsbereitschaft der Unternehmen habe im September einen Dämpfer erhalten, heißt es von dem Münchner Institut. Nach 97,0 Punkten im August liegt der Frühindikator nun nur noch bei 95,8. Es ist der niedrigste Wert seit Februar 2021. "Der robuste Aufbau an Beschäftigung der letzten Monate ist zum Erliegen gekommen", erklärte Experte Klaus Wohlrabe.
Aufgrund fehlender Neuaufträge planten vor allem Unternehmen in der Industrie mit weniger Personal. Aber auch Handel und Baugewerbe planen spürbar weniger neue Mitarbeiter ein. Zuletzt haben laut Ifo auch die Dienstleister an Zugkraft für den Jobmarkt verloren. "Die Bereitschaft, neue Mitarbeiter einzustellen, wird vermutlich wieder steigen, wenn sich die Wirtschaft wieder erholt", ergänzte Wohlrabe. Damit ist in diesem Jahr aber wohl nicht mehr zu rechnen.
BA-Monatsbericht am Freitag
Zuletzt hatten mehrere Institute ihre Prognosen für 2023 nach unten korrigiert. Am Donnerstag werden sie in Berlin ihre Gemeinschaftsdiagnose vorstellen. Doch nicht nur das aktuelle wirtschaftliche Umfeld, sondern auch strukturelle Probleme belasten den Jobmarkt. "Mittelfristig wird der demografische Wandel dem Jobmarkt mehr und mehr Arbeitskräfte entziehen", so Wohlrabe. Die BA veröffentlicht am Freitag ihren aktuellen Bericht für September. Erwartet wird von Ökonomen eine weitere Zunahme der Arbeitslosigkeit.