Argentinien sucht Ausweg aus Kreditkrise

Regierung in Buenos Aires arbeitet Angebot an private Gläubiger aus - IWF: Schulden nicht tragfähig

Argentinien sucht Ausweg aus Kreditkrise

af Buenos Aires – Kommende Woche will Argentiniens Regierung ihr Angebot für einen Ausweg aus der Kreditkrise präsentieren. Mindestens 70 Mrd. Dollar sollen umgeschuldet werden. Die genaue Summe ist unklar, denn es könnte sein, dass ein Teil der über 100 Mrd. Dollar hohen Verbindlichkeiten bei privaten Gläubigern nicht umstrukturiert wird. So könnten zwei langlaufende Anleihen aus dem Schuldenschnitt von 2005 (Discount und Par) nicht einbezogen werden, da diese erst 2033 und 2038 auslaufen. Ebenso ausgenommen werden könnte die “Jahrhundertanleihe” über 3 Mrd. Dollar, die erst 2117 ausläuft.Zu Anfang der abgelaufenen Woche hatte Finanzminister Martín Guzmán die drei Banken benannt, die im Namen der Republik verhandeln sollen. Die Investmentbank Lazard ist für die Finanzberatung verantwortlich. Dasselbe Finanzinstitut hatte zwischen 2003 und 2005 den Schuldenschnitt nach dem Staatsbankrott 2001 ausgehandelt. Als Vermittler wurden die Geldhäuser Bank of America und HSBC bestimmt. Jeder der drei Agenten soll im Erfolgsfall mit 0,1 % des Umschuldungsbetrages vergütet werden.Am Donnerstag endete eine zweite Argentinien-Mission des Internationalen Währungsfonds (IWF), der Mitte Februar Argentiniens Schulden für “nicht tragfähig” erklärt hatte und von den privaten Gläubigern eine “definitive Schuldenoperation” verlangte. Der Fonds, dessen Position sowohl von den USA als auch den Regierungen in Rom, Madrid, Paris und Berlin unterstützt wird, hat sich in den letzten Wochen sehr verständnisvoll zu Argentiniens Verlangen geäußert, den Schuldendienst auszusetzen und die so freiwerdenden Mittel für einen Neustart der abgestürzten Volkswirtschaft einzusetzen. Bis 2023 könne das Land keinen Cent für den Schuldendienst ausgeben, betonte Finanzminister Guzmán mehrfach.Über drei Parameter müssen sich die Verhandlungsparteien einigen: die Fälligkeitsdaten von Raten und Auszahlungen, eventuelle Abschläge in den Umfängen der Schulden und die Höhe der weiteren Verzinsung der Papiere. Seit Jahresanfang führen Emissäre der Regierung in Buenos Aires informelle Gespräche mit den Repräsentanten der Investoren, darunter Schwergewichte wie die Fonds Franklin Templeton, Pimco, BlackRock und Fidelity.Während von Regierungsseite absolute Diskretion praktiziert wird, spekulieren die Medien über mögliche Angebote. Argentiniens größtes Blatt “Clarín” berichtet aus New York über mindestens zwei Optionen: eine mit einer neunjährigen Verlängerung der Laufzeit des Kapitals (ohne nominalen Abschlag) und einer 15-prozentigen Reduzierung der Zinskupons sowie drei oder vier Jahre Gnadenfrist. Oder eine Verlängerung der Laufzeit um vier Jahre (einschließlich eines 15-prozentigen Rabatts auf das Kapital) plus eines Vorschusses auf einen Teil der Zinsen für die nächsten drei Jahre (35 bis 40 %) als Gegenleistung für die Nichtzahlung von Zinsen für mindestens drei Jahre. Laut “Clarín” verhandelt die Regierung mit dem IWF über einen konkreten Geldbetrag, der als “Lockmittel” angeboten werden soll, um die Gläubiger dazu zu bewegen, mindestens drei Jahre auf Zinszahlungen zu verzichten. Diese Gelder wären Teil eines neuen Programms mit dem IWF. Seit Wochen verdichten sich die Hinweise auf eine Bereitschaft des Fonds, mit Argentinien ein neues, langfristiges Stabilisierungsabkommen zu schließen.