Asiaten holen bei Auslandsinvestitionen auf

Niedrige Zinsen und volle Unternehmenskassen sorgen auch 2015 für verstärkte internationale Aktivitäten

Asiaten holen bei Auslandsinvestitionen auf

lz Frankfurt – Die asiatischen Länder laufen den Industrieländern bei Auslandsinvestitionen langsam den Rang ab. Wie die UN-Handelsorganisation Unctad meldet, haben die aufstrebenden Länder Asiens im vergangenen Jahr gemeinsam umgerechnet 440 Mrd. Dollar aufgebracht für Käufe von Unternehmen und Investitionen in anderen Staaten. Damit verwiesen sie die USA auf Platz zwei mit 337 Mrd. Dollar. Die EU-Länder kommen in dieser Rechnung auf 286 Mrd. Dollar. Betrachtet man die einzelnen Staaten sind die USA aber nach wie vor führend, wenn es darum geht, im Ausland zu investieren.Die von der Unctad vorgelegten Daten sind allerdings etwas verzerrt, weil manche Investments in extra dafür geschaffene steuergünstige Vehikel in Luxemburg und die Niederlande gelenkt werden, um dann erst in die endgültigen Bestimmungsorte zu fließen. Das erklärt auch die guten Ränge etwa von Hongkong, den Niederlanden, Singapur und Irland. Gleichwohl gibt die Rangliste ganz gut wieder, wie stark neben den USA und China vor allem Japan, Deutschland, Russland und Frankreich weltweit präsent sind.Die Unctad geht in ihrem aktuellen Investitionsbericht davon aus, dass die Auslandsinvestitionen im laufenden Jahr noch erheblich anziehen werden. Neben der günstigeren Wirtschaftslage insgesamt und speziell der Erholung in Europa führen die Unctad-Ökonomen auch die lockere Geldpolitik der Notenbanken an, die für niedrige Zinsen sorgt und damit Investitionen erheblich erleichtern würde. Zudem seien die rechtlichen Investitionshürden in einigen Ländern zuletzt gesenkt worden. Obendrein könnten viele multinationale Konzerne auf hohe Barreserven zurückgreifen, um Investitionsgelegenheiten zu ergreifen. Allenfalls die geopolitischen Unsicherheiten und die gesunkenen Rohstoffpreise könnten manche Konzerne noch an Investitionen hindern. Großbritannien enttäuschtIm Vergleich zum Vorjahr haben die Auslandsinvestitionen in Europa vor allem aus Deutschland und Frankreich zugelegt, zeigen die Unctad-Daten. Deutsche Unternehmen gaben 2014 etwa 112 Mrd. Dollar für den Erwerb ausländischer Beteiligung und den Aufbau neuer Fertigungsstätten aus. 2013 waren es nur 82 Mrd. Dollar gewesen. Frankreich hatte 2013 sogar ein Disinvestment zu beklagen, 2014 aber gaben die heimischen Unternehmen immerhin 56 Mrd. Dollar im Ausland aus. Dagegen schrumpften die von Großbritannien, Italien und Luxemburg aus getätigten Investitionsausgaben.Bereits zum Jahresanfang hatte die Unctad die Bestimmungsorte der hohen Investitionsvolumina anhand neuen Datenmaterials dargelegt. Danach sind die Engagements in die Industrieländer insgesamt zurückgegangen, was vor allem an Disinvestments in den USA gelegen hatte (minus 54 %). Dagegen wurden offenbar wieder etwas mehr Investitionsgelegenheiten in Europa vermutet, was bei den Investitionsflüssen eine Steigerung um 36 % verzeichnete. Schweden und Portugal konnten einen Teil für sich abzweigen, während die für Deutschland und Frankreich bestimmten Investitionen deutlich einknickten.Was die Investitionsaussichten für deutsche Konzerne angeht, scheinen die USA als Bestimmungsort für deutsche Investitionen wieder hoch im Kurs zu sein. Wie eine Umfrage der Auslandshandelskammern ergibt, wollen 60 % der deutschen Unternehmen in die USA expandieren. Damit liegt das Land in der Gunst der deutschen Unternehmen noch vor China, dem Star unter den Schwellenländern.