Atempause beim chinesischen Globalisierungsrausch

Ausländische Direktinvestitionen fallen in der ersten Jahreshälfte stark zurück - Peking bremst übereifrige Unternehmensakquisiteure

Atempause beim chinesischen Globalisierungsrausch

nh Schanghai – Der im Zuge von Kapitalverkehrsbeschränkungen und anderen Restriktionen merklich gezügelte Akquisitionsdrang von chinesischen Unternehmen im Ausland färbt deutlich auf die Statistik zu Chinas Direktinvestitionen ab. In der ersten Jahreshälfte sind die chinesischen Auslandsengagements um knapp 46 % auf 48,2 Mrd. Dollar zurückgekommen, zeigen die Daten des Handelsministeriums.Wie ein Sprecher des Ministeriums erklärte, ist der starke Rückgang des sogenannten Outbound Direct Investment (ODI)auf eine hohe Vergleichsbasis aus dem Jahr 2016 sowie “Portefeuilleoptimierungen” bei ausländischen Engagements zurückzuführen. Letzteres soll zum Ausdruck bringen, wie sich das Einwirken der chinesischen Regierung auf staatliche, aber auch private Firmen ausgewirkt hat, die im vergangenen Jahr einen regelrechten Kaufrausch mit milliardenschweren Auslandsakquisitionen entfaltet hatten.Zu Jahresbeginn hatte die chinesische Regierung dann aus verschiedenen Gründen versucht, die Bremse einzulegen. Zum einen ging es angesichts eines heftigeren Abwertungsdrucks auf den chinesischen Yuan und die eng daran gekoppelten Kapitalabflüsse darum, für Ruhe an der Währungsfront zu sorgen und einem ungezügelten Kapitalexodus den Riegel vorzuschieben. Daraufhin wurden die Genehmigungen für große Devisentransfers bei aus China heraus finanzierten Auslandsakquisitionen restriktiver gehandhabt. “Irrationale” ShoppingtourZum anderen haben die chinesischen Finanzregulatoren eine Art Finanzstabilitätskampagne losgetreten, die vor allem auch bei der Dämpfung der rasch wachsenden Verschuldung im Unternehmens- und Finanzsektor ansetzt und nicht zuletzt die Finanzierungsmethoden besonders akquisitionsfreudiger Unternehmen, Beteiligungsvehikel und Finanzinstitute stärker zu kontrollieren beginnt. Auch setzt die Regierung striktere Maßstäbe bei der Genehmigung von Auslandsakquisitionen an, um sogenannte “irrationale” Auslandskäufe, die Akquisiteure oft in ihnen fremden Branchen tätigen, zu bremsen. Dabei hat Peking vor allem Immobiliendeals und Zukäufe in Sektoren wie Tourismus, Unterhaltung und Sport verstärkt im Visier. Allerdings hat die Regierung weiterhin ein industriepolitisches Interesse an chinesischen Auslandsakquisitionen im Hightech-Bereich, im Rohstoffsektor sowie bei Logistik, Infrastruktur und Energie. Dabei werden etwa Projekte, die in einem Zusammenhang mit dem sogenannten Seidenstraßenprojekt zur Erschließung von Handelsrouten und zum Infrastrukturausbau im asiatischen Raum stehen, weiterhin positiv unterstützt. Experten gehen davon aus, dass das ODI-Volumen in der zweiten Jahreshälfte zwar tendenziell zunehmen wird, aber deutlich hinter dem Vorjahreswert bleibt. FDI nach China stabilWenig volatil stellt sich die Situation bei den ausländischen Direktinvestitionen nach China dar. Hier sieht man trotz einer leichten Beschleunigung des chinesischen Wirtschaftswachstums einen eher verhaltenen Trend. Im Juni verzeichneten die ausländischen Direktinvestitionen (FDI) nach China mit 14,8 Mrd. Dollar ein leichtes Plus von 2,3 % gegenüber dem Vorjahr. Über das erste Halbjahr hinweg pendelte sich das Volumen auf knapp 65,6 % Mrd. Dollar ein und liegt damit 0,1 % unter dem Vorjahr. Dabei sieht man eine deutliche Verlagerung der Investitionsströme hin zu konsumverwandten Dienstleistungen und Hightech-Industriesektoren.