NACH DEM GRIECHEN-REFERENDUM

Athener Bringschuld

Geldgeber verlangen "substanzielles" Angebot - Vermeidung des Grexit bleibt Ziel

Athener Bringschuld

Am Tag nach dem deutlichen Nein des griechischen Volkes haben die Kapitalgeber gestern Hoffnungen auf eine rasche und einfache Verständigung gedämpft – so wie sie vor der Volksbefragung von der Athener Regierung in Aussicht gestellt worden war. Die Geldgeber nahmen Hellas in die Pflicht, ein taugliches Angebot vorzulegen.fed Brüssel – In einer sehr knappen Stellungnahme erklärte der Vorsitzende der Eurogruppe, Jeroen Dijsselbloem, am Montag: “Die Minister erwarten neue Vorschläge der griechischen Behörden.” Ähnlich fiel die Reaktion der Bundesregierung aus.Mehrere europäische Spitzenpolitiker erklärten, dass nach dem Nein eine Verständigung noch komplizierter geworden sei. Sie machten damit deutlich, dass Griechenland nun nicht mit Rabatten rechnen solle. So wurde etwa der slowakische Finanzminister Peter Kazimir mit der Warnung zitiert, Athen solle nicht glauben, dass die Regierung aufgrund des Referendums nun “leichter an Geld komme” – eine Mahnung, der sich auch die ebenfalls an der Eurozone teilnehmenden Balten anschlossen.Diplomaten weisen seit Monaten darauf hin, dass vor allem die Regierungen in Staaten, in denen die linke Opposition erstarkt ist wie in Spanien, aufmerksam registrieren, dass das griechische Linksbündnis Syriza keine Vorzugsbehandlung erfährt, um im nächsten Wahlkampf nicht vorgehalten zu bekommen, es lohne sich, möglichst kompromisslos und bärbeißig zu verhandeln.Viele Politiker und Volkswirte prognostizierten am Montag, dass das Risiko eines Grexit zuletzt größer geworden sei. So sagte der britische Finanzminister George Osborne, dass nach seiner Einschätzung die Aussichten auf einen guten Ausgang der Krise schwinden. Vor diesem Hintergrund bekräftigten andere Vertreter nationaler Regierungen das Ziel, Hellas in der Eurozone und in der EU zu halten. So erklärte beispielsweise Spaniens Wirtschaftsminister Luis De Guindos, die Regierung in Madrid sei offen für Verhandlungen über ein drittes Rettungspaket für Griechenland. Einigung komplizierterDijsselbloem sagte, er strebe nach wie vor den Verbleib Griechenlands im Euro an. Das Referendum habe die Lage aber schwieriger gemacht. Frankreichs Finanzminister Michel Sapin sagte, ein Ausscheiden Griechenlands aus der Eurozone sei kein Automatismus. Es gebe weiter eine Basis für Dialog. Ähnliche Töne kamen aus Italien.Seit mehr als einer Woche haben die Institutionen und Griechenland die Verhandlungen ausgesetzt. Gestern verabredeten Bundeskanzlerin Angela Merkel und der griechische Premier, dass Hellas beim heutigen Euro-Gipfel neue Vorschläge präsentiert. Bemerkenswerterweise haben sich die Vorsitzenden der griechischen Parteien – und eben auch der Opposition – dazu bekannt, Tsipras in den Verhandlungen mit den Kapitalgebern unterstützen zu wollen.Heute Mittag tritt die Eurogruppe zusammen. Mit am Tisch sitzen wird dann nicht mehr Giannis Varoufakis, denn der griechische Finanzminister erklärte am Montag früh seinen Rücktritt. Sein Nachfolger sollte noch am Montagabend Euklid Tsakalotos werden, der bisherige Chefunterhändler in den Verhandlungen mit der “Brussels Group”, also den Kapitalgebern.Heute Abend werden dann die Regierungschefs der Euro-Staaten zu einem Sondertreffen in Brüssel erwartet, um die Situation nach dem Referendum zu analysieren. Erwartet werden neben den Premiers auch EZB-Präsident Mario Draghi und Eurogruppenchef Dijsselbloem. Für die EU-Kommission unterstrich EU-Vizepräsident Valdis Dombrovskis, dass die Stabilität der Eurozone nicht in Frage gestellt sei. “Wir haben alle Instrumente, die nötig sind, um die Situation zu managen”, betonte Dombrovskis.