Athens neue Tragfähigkeit
Man reibt sich die Augen. Das hoch verschuldete Griechenland hat keine Probleme, seine finanziellen Lasten zu schultern. Klaus Regling, Chef des Euro-Rettungsfonds ESM, hat anders gerechnet: Er ist überzeugt, dass es nur darauf ankommt, auf die Belastung aus dem jährlichen Schuldendienst und nicht die Schuldenhöhe insgesamt zur Wirtschaftskraft zu schauen. Der Internationale Währungsfonds (IWF) ist von dem Konzept nun auch überzeugt. Dies wäre ein Plus, weil die Experten aus Washington damit als Finanzier im Boot bleiben. Sie sind strenger als die europäischen Geldgeber, wenn es um das Urteil geht, ob Athen ausreichend Reformen für weitere Auszahlungen geliefert hat. Das Tragfähigkeitskonzept ist in sich schlüssig: Deutlich längere Kreditlaufzeiten beim ESM als beim IWF und niedrigere Zinsen drücken die jährliche Last. Zins- und Tilgungsstundung helfen zusätzlich. Griechenland operiert damit aber in einer virtuellen Finanzwelt. Reformversprechen der Regierung in Athen sind oft genug enttäuscht worden. Der Nachweis, dass mit echten Reformen die Rückkehr in die Realität gelingt, steht noch aus.wf