Atomgipfel

Atomenergie-Agentur wirbt für nukleares Comeback

Vertreter von 37 Regierungen, die Kernenergie nutzen, blasen beim Atomgipfel zur Offensive. Sie wollen die friedliche Nutzung der Kernenergie weltweit ausweiten.

Atomenergie-Agentur wirbt für nukleares Comeback

Atomenergie-Agentur wirbt für nukleares Comeback

IAEA bläst beim Gipfeltreffen in Brüssel zur Offensive

fed Brüssel

37 nationale Delegationen von Staaten, in denen Kernenergie als Teil des Energiemix genutzt wird, und mehr als 300 Unternehmen der Atomindustrie haben ein weltweites Gipfeltreffen in Brüssel zum Anlass genommen, um zur Offensive zu blasen. Die friedliche Nutzung der Kernenergie sollte weltweit viel stärker eingesetzt werden, um die Erderwärmung zu begrenzen, die Energiesicherheit und -autonomie zu gewährleisten und der heimischen Industrie international wettbewerbsfähige Energiepreise zu sichern. Der Exekutivdirektor der Internationalen Atomenergie-Agentur (IAEA), der Türke Fatih Birol, warb für ein „nukleares Comeback“. Zu diesem Zweck müssten mehr Staaten bereit sein, die oft langfristigen und risikoträchtigen privaten Investitionen in nukleare Infrastruktur zu unterstützen. Die Industrie wiederum sei aufgefordert, Anlagen pünktlicher fertigzustellen, als das in der Vergangenheit der Fall gewesen ist.

Umfangreichere Nutzung

Die Entwicklungen, die die IAEA in den zurückliegenden zwei Jahren beobachtet habe, seien erfreulich, berichtete Birol. In vielen Staaten habe spätestens nach dem Angriff Russlands auf die Ukraine ein Umdenken angefangen. Rafael Grossi, Generaldirektor der Atomenergie-Agentur, bestätigte diese Sicht der Dinge: „Immer mehr Länder planen entweder die Einführung der Kernenergie in ihrem Energiemix oder erweitern bereits bestehende Kernenergieprogramme." Die Atomenergie-Agentur habe in den vergangenen Jahren "einen klaren positiven Wandel“ beobachtet. In vielen Staaten sei die Erkenntnis gewachsen, "dass die Kernenergie ein unverzichtbarer Teil der Lösung für einige der drängendsten globalen Herausforderungen unserer Zeit ist“.

John Podesta, leitender Berater des Weißen Hauses in Fragen klimaschonender Energien, unterstrich, die amerikanische Nuklearindustrie stehe bereit, um weltweit Installationen sicherer kernenergietechnischer Anlagen zu unterstützen. Es sei für den Klimaschutz unverzichtbar, auf den Einsatz von Atomenergie rückzugreifen. Der japanische Vize-Außenminister Masahiro Komura überbrachte die Zusicherung seiner Regierung, gemeinsame Forschungsanstrengungen politisch und finanziell unterstützen zu wollen, die die Nutzung von Kernenergie sicherer machen. IAEA-Generaldirektor Grossi signalisierte, dass seine Organisation Staaten technische Hilfe bieten könne, damit sie beispielsweise anspruchsvolle kleinere Modularreaktoren errichten können. Auch stünde die IAEA zu Verfügung, um Regierungen zu beraten, wie die regulatorischen Vorbereitungen gestaltet werden sollten, um eine nukleare Infrastruktur aufzubauen.

Hand in Hand mit Erneuerbaren

Belgiens Premierminister Alexander De Croo, der als Ko-Veranstalter des Atomgipfels auftrat, erklärte, er habe den Eindruck gewonnen, dass sich eine ideologisch aufgeladene Diskussion versachlicht habe. Das sei erfreulich, schließlich gehe es „nicht um Ideologie, sondern um Wissenschaft“. Die europäische Energielandschaft habe sich verändert. De Croo betonte, seiner Meinung nach ginge der Ausbau der Kernenergie und der Ausbau erneuerbarer Energien „Hand in Hand“.

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