Auch Frankreich liefert Gas nach Deutschland
dpa-afx/Reuters Frankfurt
Frankreich hat in der Energiekrise mit der Lieferung von Erdgas an Deutschland begonnen. Seit Donnerstag fließe Gas über die einzige Verbindungsstelle zwischen beiden Ländern bei Medelsheim im Saarland, teilte der Netzbetreiber GRTGaz in Paris mit. „In einer neuartigen Energiesituation, die mit dem Krieg in der Ukraine zusammenhängt, ist Frankreich mit seinem deutschen Nachbarn solidarisch, indem es ihm direkt Gas liefert.“
Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) begrüßte die französische Hilfe. „Das ist ein gutes und wichtiges Zeichen europäischer Solidarität. Und es zeigt, dass im Geiste der Solidarität auch schwierige technische Fragen geklärt werden können“, meinte Habeck. Zunächst fließen 31 Gigawattstunden täglich über die Grenze, die maximale Kapazität liegt nach GRTGaz-Angaben bei 100 Gigawattstunden pro Tag.
Frankreich, dessen Atomkraftwerke im Moment schwächeln, soll im Gegenzug Strom aus Deutschland geliefert bekommen, um über die kritischen Wintermonate zu kommen. Wegen Wartungen sind von den 56 Atomkraftwerken (AKW) im Moment nur 30 in Betrieb, wie Präsident Emmanuel Macron am Mittwochabend sagte. In den nächsten Wochen sollen 40 Kraftwerke wieder am Netz sein und im Januar sollen es laut Macron 46 sein. Kürzlich begonnene Streiks von Kraftwerksbeschäftigten könnten diese Pläne möglicherweise aber durchkreuzen.
Die Befüllung von Deutschlands Gasspeichern macht trotz ausbleibender Lieferungen aus Russland weiter Fortschritte. Wie aus der Webseite von Europas Gasinfrastruktur-Betreibern (GIE) hervorgeht, lag der Füllstand zuletzt bei fast 95%. Laut einer Verordnung des Bundes müssen die Anlagen am 1. November zu 95% voll sein.
Der Gasverbrauch von Haushalten und Gewerbe ist vorige Woche nach Angaben der Bundesnetzagentur gesunken. Der Verbrauch habe bei 571 Gigawattstunden pro Tag gelegen nach einem Durchschnittswert von 805 Gigawattstunden in den gleichen Kalenderwochen 2018 bis 2021, teilte die Behörde mit.