Auf Dachsjagd
David Cameron hat unter den britischen Tierschützern kaum Freunde gefunden. Er bemühte sich nicht nur um ein Wiederaufleben der Treibjagd auf Füchse, auch Dachse stehen bei seiner Regierung auf der Abschussliste. Allen Anstrengungen zahlreicher Initiativen und des Gitarristen der Rockband Queen, Brian May, zum Trotz bläst das Department for Environment, Food & Rural Affairs (Defra) in Dorset, Somerset und Gloucestershire erneut zur Jagd auf den nachtaktiven Erdmarder, der es vor fünf Jahren in Deutschland zum Wildtier des Jahres gebracht hat und eigentlich als nützlicher Schädlingsvertilger gilt.Für den Menschen hatte er einst große Bedeutung. Sein Fleisch diente als Nahrung und wir auch heute noch gegessen. Es soll dem Schweinefleisch ähneln – und unterliegt ebenso der Trichinenschau. Dachsschmalz wurde wegen seines natürlichen Gehalts an Corticosteroiden gegen Rheuma verwendet. Auch zum Schuheputzen eignet es sich. Und aus den Haaren wurden Bürsten gefertigt. Bis heute gibt es Rasierpinsel daraus. Von der Fuchsvergasung zur Tollwutbekämpfung erholen sich die Bestände in Deutschland allerdings nur langsam.Britische Jagdgegner haben nun in Dorset ein Zeltlager organisiert, von dem aus der Protest gegen die Jagd organisiert werden soll. Die Tierliebe kennt in Britannien keine Grenzen, Hier füttern die Kleingärtner Füchse statt sie zu bekämpfen. Grund für den Abschuss der Dachse ist die Angst vor der Rindertuberkulose. Die Krankheit ist auf den Menschen übertragbar. Die Infektion erfolgt über den Konsum von Rohmilch. Meister Grimbart ist allerdings nur ein möglicher Überträger. Wissenschaftler stellen den präventiven Abschuss der Tiere zunehmend in Frage. Und eigentlich sollten die betroffenen Landwirte für die Kosten aufkommen, stattdessen war das bisherige Vorgehen war mit erheblichen Kosten für die Steuerzahler verbunden. Bislang waren es 16,8 Mill. Pfund, wie die Tierschutzorganisation Badger Trust dem Ministerium entlocken konnte. Das entspreche 6 775 Pfund pro erlegtem Dachs. Die Gruppe hatte bislang lediglich 6 100 Pfund angesetzt.Noch handelt es sich um einen Feldversuch. Sollte diese Politik ausgedehnt werden, könnten sich die Kosten für die Öffentlichkeit schnell auf eine halbe Mrd. Pfund belaufen, glaubt Dominic Dyer, CEO von Badger Trust. Das entspräche in etwa den Kosten, die von der Krankheit in den vergangenen zehn Jahren verursacht wurden, kontert die Behörde. Die unabhängige Wissenschaftlergruppe, die den Feldversuch konzipiert hat, kam zu dem Ergebnis, dass der Abschuss der Tiere keinen nennenswerten Beitrag zur Kontrolle der Rindertuberkulose in Großbritannien geleistet hat. Ein von der Regierung eingesetztes Expertengremium zog nach dem ersten Jahr zu dem Schluss, dass zuvor festgelegte Kriterien für Effizienz und einen humanen Umgang mit den Tieren nicht eingehalten wurden. Als sich keine Besserung abzeichnete, zog die British Veterinary Association ihre Unterstützung für das Vorgehen zurück. Eine Reihe von führenden Wissenschaftlern forderten die Regierung nun in einem Brief an den “Guardian” auf, ihre Entscheidung noch einmal zu überdenken. Die Übertragung von Rind zu Rind, sowohl innerhalb von als auch zwischen Herden, sei von zentraler Bedeutung für die Verbreitung. Wie Rinder bewegt werden, müsse besser überwacht werden. Sie fordern zudem mehr “Biosicherheit” auf den Bauernhöfen. Auch die Impfung von Milchvieh und Dachsen könne eine Rolle bei der Bekämpfung der Krankheit spielen.Anders als Meister Reineke darf der Dachs hoffen, dass die Jagd auf ihn ein Ende hat. Denn seine Verfolger sind weniger gut organisiert als die Verfechter der Hatz auf Füchse, die zudem zu den Stammwählern der Konservativen zählen. Mehr als 100 000 Mitglieder zählt die Countryside Alliance, die sich die Interessen des Landadels auf die Fahnen geschrieben hat und mit den Schäden argumentiert, die Füchse in den Schafherden des Landadels verursachen. Zudem ist der Abschuss von Dachsen weit weniger glamourös. Die Tiere leben in weit verzweigten Tunnelsystemen. Ein Bau in England hatte 50 Kammern und 178 Eingänge, die durch 879 Meter Tunnel verbunden waren. Da ist es nicht so leicht, als Jäger eine gute Figur zu machen, wie hoch zu Ross.