Auf die Bahn ist Verlass
Notiert in Frankfurt
Auf die Bahn ist Verlass
Von Alexandra Baude
Wenn man sich auf eines verlassen kann, dann ist es die Bahn. Und nein, damit ist nicht deren Eigenschaft als Transportmittel von A nach B gemeint. Sondern als Gesprächsthema. Denn hierzulande gibt es kaum jemanden, der nicht den ein oder anderen Erlebnisbericht parat hätte von verspäteten, ausgefallenen oder liegen gebliebenen Zügen. Oder dem Begründungslotto, warum es nicht vorangeht: Windböen, Starkregen, Eis, Schnee, Böschungsbrand, ausgefallene Klimaanlage, Oberleitungsschaden, Blitzeinschlag im Stellwerk, Weichenprobleme oder das Zugpersonal, das noch in einem verspäteten Zubringerzug sitzt. Die anstehenden Osterfeiertage dürften wegen (über-)voller Züge und zahlreicher Baustellen neues Gesprächsmaterial bringen. Da kann die Bahn direkt beweisen, dass es ihr ernst ist mit dem erst dieser Tage wieder bekundeten Bestreben, künftig besser über Störungen zu informieren.
Schwer abzuschätzen
Was beim Smalltalk noch ganz witzig ist und Menschen verschiedenster Profession verbindet, dürfte jährlich für einen gewissen volkswirtschaftlichen Schaden sorgen. Auch wenn dieser wohl seriös kaum zu schätzen ist. Zumal ein Gutteil des Schadens eher indirekt anfällt: Durch zu spät kommende Mitarbeiter, die folgende Frustverarbeitung in der Kaffeeküche und entsprechend demotiviert absolvierte Arbeitstage. Aber auch gesundheitliche Folgeschäden je nach Gemüt der Betroffenen wie Bluthochdruck, Herzinfarkt und Ähnliches oder eben entfallene Geschäftstermine, die – wenn es blöd läuft – durchaus auch mit dem Verlust eines Auftrags einhergehen können. Gefolgt von weniger Umsatz, Gewinn, Unternehmenssteuern etc.
Schäden im Milliardenbereich
Der Blick auf die Straße zeigt, dass Zeitverlust, Sprit und staubedingte Unfall- und Umweltkosten Schäden in Milliardenhöhe verursachen, je nach Schätzung sind es jährlich um die 50 bis 100. Das lässt sich selbstredend nicht auf die Schiene übertragen, zeigt aber, welche Kostendimensionen Verzögerungen verursachen können. Lkw sind also schon mal nicht die alleinige Lösung für den Gütertransport. Ebenso wenig aber auch der Schienengüterverkehr, dessen Marktanteil bis zum Jahr 2030 auf mindestens 25 % steigen soll, wenn es nach dem Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV) geht.
Historisches Niedrigwasser
Wer nun glaubt, das Wasser könne die Lösung sein, hat die Rechnung ohne Petrus gemacht. Die Wasserstände der Flüsse sind derzeit so niedrig wie nie zuvor in einem Frühling. Schiffe auf dem Rhein etwa können weitestgehend nur zu 40 bis 50 % beladen werden, also müssen die Güter entweder auf zwei Schiffe oder in ohnehin teurere Lkw verladen werden. Die Transportkosten auf Frachtschiffen sind bereits drastisch in die Höhe geschossen, der Wettbewerb um noch verfügbare Schiffe entbrannt. Schon 2022 hatte die Dürre- und Hitzewelle Unternehmen Versorgungsengpässe und Produktionsprobleme beschert, etwa BASF, Lanxess oder Thyssenkrupp.
Egal, wer oder was aktuell in fernere Gefilde strebt: Es ist nicht einfach, aber erlebnisreich.