Deutsche Konjunktur

Auftragspolster der Industrie verliert im April an Masse

Im April ist das Auftragspolster der deutschen Industrie weiter abgeschmolzen. Auch die Reichweite ist geringer geworden - und die Aussichten sind trübe.

Auftragspolster der Industrie verliert im April an Masse

Auftragspolster wird immer dünner

Orderbestand der deutschen Industrie sinkt um 0,8 Prozent – Geringere Reichweite

ba Frankfurt

Der Auftragsstau der deutschen Industrie löst sich angesichts der wieder reibungsloser funktionierenden Lieferketten auch im April immer weiter auf. Die dünner werdenden Auftragsbücher führen aber zu einer geringeren Reichweite, also der Zeit, die die Unternehmen bei gleichbleibendem Umsatz theoretisch produzieren müssten, um die bereits vorhandenen Aufträge abzuarbeiten. Angesichts der globalen Konjunkturschwäche bestehen wenig Chancen, dass die Bestellungen der stark exportabhängigen Industrie in ausreichendem Maße hereinkommen, um die Produktion weiter zu stützen. Die Aussichten für die Industrie sind angesichts der dauerhaft erhöhten Energiepreise und der steigenden Lohnkosten trübe, wie auch die nachlassenden Stimmungsindikatoren zeigen.

Laut Statistischem Bundesamt (Destatis) ist der reale (preisbereinigte) Auftragsbestand im Verarbeitenden Gewerbe im April saison- und kalenderbereinigt um 0,8 % gegenüber März gesunken. Im März hatten die Statistiker noch mit 1,3% den stärksten Rückgang im Monatsvergleich seit Januar 2012 gemessen. Im Dreimonatsvergleich war der durchschnittliche Auftragsbestand von Februar bis April um 1,0% niedriger als in den vorigen drei Monaten. Im Jahresvergleich ergibt sich für April ein Minus von kalenderbereinigt 2,3%. Die Reichweite liegt nun bei 7,3 Monaten, im März waren es noch 7,4 Monate. “Der Auftragsbestand schmilzt weiter dahin”, urteilt Alexander Krüger, Chefvolkswirt der Hauck Aufhäuser Lampe Privatbank. Auf dem hohen Niveau gebe es bisher aber nur Abzüge in der Kür. “Ein nachhaltiger Abwärtstrend sollte daraus aber besser nicht erwachsen”, mahnte Krüger mit Blick auf die schwache Weltwirtschaft.

Fahrzeugbau belastet

Die Wiesbadener Statistiker führen den Rückgang des Auftragsbestands insbesondere auf die negative Entwicklung im Bereich Herstellung von Kraftwagen und Kraftwagenteilen zurück. Hier sei der Auftragsbestand um 1,5% niedriger als im Vormonat gewesen. Auch der sonstige Fahrzeugbau, zu dem der Bau von Schiffen, Schienenfahrzeugen, Luft- und Raumfahrzeugen sowie von Militärfahrzeugen zählen, habe mit einem Minus von 0,9% das Gesamtergebnis negativ beeinflusst. Während die offenen Aufträge aus dem Inland 0,5% unter dem Niveau von März lagen, sank der Bestand an Aufträgen aus dem Ausland um 1,1%.