IW-Studie

Ausländische Arbeitskräfte stärken ostdeutsche Wirtschaft

Eine IW-Studie zeigt, dass ausländische Arbeitskräfte 2023 erheblich zur Bruttowertschöpfung in Ostdeutschland beigetragen haben. Der demografische Wandel verstärkt zudem die Abhängigkeit dieser Regionen von Zuwanderung. Experten empfehlen daher, gezielt Fachkräfte aus außereuropäischen Ländern zu gewinnen.

Ausländische Arbeitskräfte stärken ostdeutsche Wirtschaft

Ostdeutsche Wirtschaft profitiert von ausländischen Arbeitskräften

IW: Zuwanderung als Schlüssel zur wirtschaftlichen Stabilität

dh Frankfurt

Eine aktuelle Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) zeigt die bedeutende Rolle ausländischer Arbeitskräfte für die Wirtschaft in den ostdeutschen Bundesländern. Nach den Ergebnissen der Untersuchung trugen ausländische Beschäftigte im Jahr 2023 insgesamt 24,6 Mrd. Euro zur Bruttowertschöpfung in Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen bei. Dies entspricht 5,8% der gesamten Wertschöpfung in diesen Regionen. Mit Einbeziehung der wirtschaftlichen Verflechtungen erreicht ihr Anteil sogar 6,9%.

Zuwanderung als Schlüssel zur wirtschaftlichen Stabilität

Aufgrund des demografischen Wandels sind die ostdeutschen Regionen auf Zuwanderung angewiesen, so die Experten. Der Bedarf sei dort noch größer als in den westdeutschen Ländern. Denn zwischen Dezember 2018 und Dezember 2023 sank die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten mit deutscher Staatsangehörigkeit in den fünf ostdeutschen Bundesländern um etwa 116.000. Dies liegt vor allem an der Abwanderung junger Fachkräfte nach der Wiedervereinigung und dem signifikanten Rückgang der Geburtenrate in den 1990er Jahren.

In den vergangenen Jahren haben dagegen ausländische Arbeitskräfte zunehmend den ostdeutschen Arbeitsmarkt erreicht und die demografischen Herausforderungen abgemildert. Zwischen Dezember 2018 und Dezember 2023 verdoppelte sich die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten ohne deutsche Staatsangehörigkeit fast von 230.000 auf 403.000. Diese Entwicklung kompensierte nicht nur den Rückgang der inländischen Beschäftigten, sondern führte insgesamt zu einem Beschäftigungswachstum von 56.000 Personen.

Der Anteil der sozialversicherungspflichtig beschäftigten Ausländer an der Gesamtbeschäftigung in Ostdeutschland lag im Dezember 2023 bei 8,6%, schreiben die Autoren der Studie. Dies sei zwar weniger als der bundesweite Durchschnitt von 15,5%, doch deutlich höher als der Wert von 4,9% im Jahr 2018. Besonders hohe Anteile wurden in Brandenburg (11,2%) verzeichnet, während Mecklenburg-Vorpommern (6,6%) am unteren Ende der Skala liegt.

Vielfältige Herkunftsländer

Eine Untersuchung der Herkunftsländer der neu zugezogenen ausländischen Arbeitskräfte in den ostdeutschen Flächenländern offenbart eine breite Vielfalt. Polen verzeichnet mit 24,0% aufgrund der Nachbarschaft den größten Anteil an dieser Zuwanderung. Arbeitskräfte aus der Ukraine machen 10,1% des Anstiegs aus. Zudem haben sich in den letzten Jahren hochqualifizierte Fachkräfte aus Indien (4,5%) und Vietnam (3,1%) in Ostdeutschland angesiedelt.

Die Branchenanalyse offenbart zudem, dass der größte direkte Wertschöpfungsbeitrag ausländischer Arbeitskräfte im Baugewerbe mit 2,1 Mrd. Euro erzielt wird. Dahinter folgen die Lagerei und Verkehrsdienstleistungen mit 1,77 Mrd. Euro sowie die Arbeitnehmerüberlassung mit 1,53 Mrd. Euro.

Indirekte Effekte stärken Gesamtwirtschaft

Die wirtschaftlichen Beiträge ausländischer Beschäftigten gehen dabei weit über die direkte Wertschöpfung hinaus. Laut der IW-Studie führen die branchenübergreifenden Verflechtungen zu zusätzlichen indirekten und induzierten Effekten von rund 5 Mrd. Euro. Dadurch erhöht sich der Gesamtwertschöpfungsbeitrag der ausländischen Arbeitskräfte in den ostdeutschen Flächenländern von 24,65 Mrd. Euro auf 29,64 Mrd. Euro. Von diesem Gesamtbetrag entfallen 12,75 Mrd. Euro auf die seit Dezember 2018 neu hinzugekommenen Arbeitskräfte.

Trotz der zahlreichen positiven Entwicklungen warnen die Experten, dass die langfristige Sicherung der Beschäftigung in Ostdeutschland angesichts der demografischen Veränderungen in Polen und anderen europäischen Staaten nicht ausschließlich durch Zuwanderung aus Europa garantiert werden kann. Um die wirtschaftliche Stabilität und das Wachstum langfristig zu gewährleisten, empfehlen die Autoren deshalb, verstärkt Fachkräfte aus außereuropäischen Ländern zu gewinnen.

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