Auslandsfirmen fordern Investitionen

Nachholbedarf bei digitaler Infrastruktur - Umfrage in acht EU-Ländern

Auslandsfirmen fordern Investitionen

wf Berlin – Europäische Unternehmen mit starkem Deutschland-Bezug fordern von der Bundesregierung in erster Linie Investitionen in die digitale Infrastruktur. “Die Krise hat ganz klar gezeigt, dass wir hier massiven Nachholbedarf haben”, sagte der Präsident der British Chamber of Commerce in Germany (BCCG), Michael Schmidt, vor der Presse in Berlin. Besonders in den Schulen und in den Homeoffices habe die Covid-Pandemie dies offengelegt.Die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG hatte in Zusammenarbeit mit der BCCG im Juni 181 Unternehmen aus acht europäischen Ländern befragt – aus Italien, dem Vereinigten Königreich, der Schweiz, Frankreich, Spanien, Schweden, den Niederlanden und Deutschland. Demnach fordern 73 % der befragten Unternehmen von der deutschen Politik Investitionen in die digitale Infrastruktur. Mehr als die Hälfte verlangen eine intensivere Integration in die EU – darunter besonders viele Unternehmen aus der Schweiz und aus Großbritannien, machte Schmidt deutlich. Erst danach folgt mit einem Wert von 40 % der befragten Unternehmen die Forderung nach Steuerermäßigung. “Hilfen funktionieren” Hierzulande sind 36 000 ausländische Unternehmen tätig, beschäftigen laut KPMG-Bereichsvorstand Andreas Glunz 4 Millionen Menschen und stehen für ein Viertel der deutschen Wirtschaftskraft. Glunz zufolge bescheinigen die befragten Unternehmen der deutschen Politik gute Entscheidungen in der Coronakrise. “Die Hilfsmaßnahmen funktionierten”, sagte Glunz. Das Konjunkturpaket gebe die richtige Antwort auf kritische Punkte. Dass Deutschland verhältnismäßig gut mit den Auswirkungen der Pandemie fertiggeworden sei, zeige sich in den Zukunftsaussichten der befragten Unternehmen: Zwar hatten 41 % der Firmen angegeben, dass sie ihre Geschäftstätigkeit mit Deutschland-Bezug nur mit großen oder sogar massiven Beschränkungen fortsetzen können, allerdings rechneten nur 3 % mit einer Insolvenz durch die Pandemie. Mit 55 % seien mehr als die Hälfte der Unternehmen überzeugt, dass ihre Geschäftstätigkeit mit Deutschland-Bezug ohne oder mit nur minimalen Beschränkungen weiterlaufe.Zu den Brexit-Sorgen kämen nun noch die Folgen der Pandemie, warnte Schmidt. Zwei Drittel der Unternehmen erwarten demnach, dass die Auswirkungen mindestens bis zum Jahresende 2021 reichen. Für ein Viertel der Firmen dürften sie sogar noch darüber hinausweisen. Schmidt rief zu Bewegung in den Verhandlungen zwischen der EU und Großbritannien auf. Glunz zufolge sehen britische Unternehmen durch den Brexit Deutschland als attraktiven Standort in Europa an.