Auslandsgeschäft wird zur Bürde

DIHK-Umfrage: Exportmisere dürfte schwerer auf deutscher Wirtschaft lasten als bislang angenommen

Auslandsgeschäft wird zur Bürde

rec Frankfurt – Deutschlands Exportunternehmen zeichnen ein düsteres Bild vom Auslandsgeschäft. 80 % der international tätigen Firmen gehen von rückläufigen Umsätzen infolge der Corona-Pandemie aus. 40 % rechnen mit Einbußen von mehr als einem Viertel, 15 % gar von mehr als der Hälfte. Mit stabilen oder steigenden Erlösen rechnet nicht einmal mehr jedes zehnte Unternehmen (siehe Grafik). Das ergaben Befragungen von mehr als 4 000 deutschen Unternehmen in aller Welt, die der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) in seinem halbjährlichem World Business Outlook auswertet.”Die Zahlen sind erschreckend”, konstatierte DIHK-Außenwirtschaftschef Volker Treier. Sie deuteten auf einen Exporteinbruch um circa 15 % gegenüber dem Vorjahr hin. Bislang war der DIHK von einer Stagnation ausgegangen. Damit fällt die Prognose für das Auslandsgeschäft noch wesentlich zurückhaltender aus als jene zahlreicher Wirtschaftsforscher. So taxiert der Sachverständigenrat Wirtschaft im Basisszenario seines Ende März veröffentlichten Sondergutachtens den Rückgang der Exporte auf 4,4 %. Skeptischer zeigten sich die führenden Wirtschaftsforschungsinstitute in ihrem jüngsten Gemeinschaftsgutachten. Demnach erwarten sie im Durchschnitt, dass die Exporte auf Jahressicht um 10,9 % zurückgehen werden.Die nun vorgestellte Hochrechnung des DIHK basiert neben den Auskünften der Unternehmen auf Angaben der Welthandelsorganisation (WTO). Die WTO hält einen Einbruch des Welthandels um 13 % für plausibel. Allerdings handelt es sich dabei um das optimistische Szenario. Der Exporteinbruch könnte also noch heftiger ausfallen – wie sehr, dazu machte der DIHK auf Nachfrage keine Angabe. Dienstleister und Handel trifft es beim Umsatz stärker als die Industrie, kleine Firmen heftiger als jene mit mehr als 100 Angestellten.Als Hauptproblem nennen die Unternehmen neben Einschränkungen im Reiseverkehr (69 %) mehrheitlich einen Einbruch der Nachfrage, die bei 58 % zum Tragen kommt. Von Problemen in Lieferkette oder Logistik berichten 45 %. Knapp die Hälfte gibt an, Investitionen zu verschieben. Die durch Handelskonflikte und Brexit-Wirren ausgelöste Investitionszurückhaltung spitzt sich zu. “Die Investitionen stürzen regelrecht ab”, sagte Treier. Ähnliches gilt für die Beschäftigungspläne, die auf einen deutlichen Personalabbau bei den 7,6 Millionen im Ausland Beschäftigten hindeuten. Gebremst werde dieser durch Kurzarbeitergeld oder vergleichbare Instrumente, mit denen etliche Länder den Arbeitsmarkt in der Krise stabilisierten.Zwei Drittel der befragten Unternehmen erwarten, dass die konjunkturelle Lage in ihrer Region sich verschlechtern wird. Besonders düster schätzen die Manager die Aussichten in den USA ein, die 2019 mit einem Warenwert von 118,7 Mrd. Euro der wichtigste Abnehmer von Produkten Made in Germany waren. In China, in der Summe der Ein- und Ausfuhren wichtigster Handelspartner, geht die Hälfte von einer schwächeren Konjunkturentwicklung aus. Immerhin jedes fünfte Unternehmen erwartet einen Aufwärtstrend. Dort scheint die Pandemie inzwischen unter Kontrolle zu sein. Insgesamt fürchtet jedes dritte Unternehmen im Ausland Finanzierungs- oder Liquiditätsprobleme. Vor diesem Hintergrund begrüßte Treier, dass der Bund Lieferantenkredite mit 30 Mrd. Euro absichert (siehe Bericht auf Seite 4). Das schützt auch die Exportwirtschaft vor Kreditausfällen.