Außenhandel stützt deutsche Konjunktur
ms Frankfurt – Nach den herben Enttäuschungen bei den Auftragseingängen und der Industrieproduktion hat der Außenhandel für versöhnlichere Konjunkturnachrichten gesorgt. Sowohl die Ausfuhren als auch die Einfuhren legten im Juni zu, wie das Statistische Bundesamt (Destatis) am Freitag mitteilte. Somit könnte der Außenhandel im Frühjahr unter dem Strich einen leicht positiven Beitrag zum Wachstum in Deutschland geleistet haben. Volkswirte sind nach den jüngsten Rückschlägen uneins, ob die deutsche Wirtschaft im Frühjahr leicht gewachsen ist, sie stagniert hat oder sie erstmals seit Ende 2012 geschrumpft ist (vgl. BZ vom 8.8.2014). Am Donnerstag gibt es eine erste amtliche Schätzung. Positive HalbjahresbilanzLaut Destatis legten die Exporte im Juni zum Vormonat um 0,9 % zu – nach einem Rückgang um 1,1 % im Mai. Einen noch stärkeren Rückpralleffekt gab es bei den Importen. Sie legten um 4,5 % zu, nach – 3,4 % im Mai. Das bedeutet das höchste Plus auf Monatssicht seit November 2010. Gegenüber Juni 2013 lag der Zuwachs bei 1,1 % (Ausfuhren) und 2,1 % (Einfuhren). Im gesamten ersten Halbjahr steht damit gegenüber dem Vorjahreszeitraum bei den Exporten ein Plus von 2,4 % (auf 558,3 Mrd. Euro) zu Buche, bei den Importen von 2,6 % (auf 459 Mrd. Euro).Damit hat sich der Außenhandel trotz der vielen geopolitischen Krisenherde wie Ukraine, Naher Osten, Irak und Syrien bis zuletzt gut behauptet und die deutsche Konjunktur gestützt. Die große Frage aber ist, wie lange das noch so bleibt. Der Konflikt mit Russland wegen der Ukraine hat sich zuletzt erheblich zugespitzt (siehe Bericht auf dieser Seite) und auch in anderen Regionen droht eine Eskalation. Die deutsche Wirtschaft war zu Jahresbeginn mit 0,8 % stark gewachsen. Eine Gegenbewegung galt als erwartbar. Nun aber steht gar ein Rückgang des Bruttoinlandsprodukts (BIP) im Raum. Das lässt auch für das Wachstum im Euroraum kaum Gutes erwarten.Anton Börner, Präsident des Bundesverbandes Großhandel, Außenhandel, Dienstleistungen (BGA), freute sich über die Entwicklung des deutschen Außenhandels im ersten Halbjahr, sagte aber zugleich: “Trotz des positiven Halbjahresabschlusses blicken wir mit Sorge auf die Eskalation im Handelsstreit mit Russland. Auch überschatten die Auseinandersetzungen im Nahen und Mittleren Osten die weltwirtschaftliche Entwicklung und belasten damit den deutschen Außenhandel.”Börner hob besonders hervor, dass sowohl die Gesamtimporte als auch die Importe aus der Eurozone stärker gestiegen seien als die jeweiligen Exporte: “Dies unterstreicht ein weiteres Mal den hohen Mehrwert, den die deutsche Exportstärke auch für die europäischen Nachbarstaaten hat.” Nun fehlten jedoch die Wachstumsimpulse aus den Drittländern. Binnenkonjunktur intaktIm Juni hat der Außenhandel indes den herben Rückschlag aus dem Mai erstmal wieder gutgemacht. Der Überschuss lag im Juni bei 16,5 Mrd. Euro. Im Vorjahr hatte er bei 17 Mrd. Euro gelegen. “Die Binnenkonjunktur in Deutschland scheint damit weiterhin intakt und der Einbruch der Importe im Mai ein negativer Ausreißer gewesen zu sein”, sagte Stefan Kipar, Volkswirt bei der BayernLB.Für den gesamten Zeitraum von Januar bis Juni 2014 beläuft sich der Überschuss auf 99,3 Mrd. Euro. Kipar hob hervor, dass sich auch die Exporte tendenziell positiv entwickeln. “Eine sinkende Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands ist nicht zu diagnostizieren”, sagte der Ökonom. Allerdings sieht auch er den Konflikt mit Russland als “Abwärtsrisiko für die kommenden Monate”.