Außenhandel wenig dynamisch
Die steigende Nachfrage aus Euroland und der Rest-EU nach Waren “made in Germany” haben den Exporteuren hierzulande im April das Geschäft gerettet. Der Handel mit Ländern außerhalb Europas schwächelte hingegen.ba Frankfurt – Trotz stärker werdenden Gegenwinds hält die deutsche Exportwirtschaft ihren Kurs. Kalender- und saisonbereinigt blieben die Ausfuhren im April verglichen mit dem Monat zuvor unverändert, wie das Statistische Bundesamt (Destatis) mitteilte. Ökonomen hatten hingegen “nach zwei starken Monaten” mit einem Minus von 0,6 % gerechnet. Im Jahresvergleich legten die Ausfuhren um 3,8 % zu. Treiber des Exports sind derzeit die Länder Europas, während das Geschäft mit den Ländern außerhalb der EU schwächelt (-0,7 %). Im Vergleich zum Vorjahr stiegen die Exporte in den Euroraum um 5,8 %, in die übrigen EU-Länder um 9,8 %.Deutschland sollte angesichts dieser Entwicklung ein Interesse daran haben, die Integration in Europa und in der Eurozone zu stärken, sagte ING-Diba-Chefvolkswirt Carsten Brzeski. Zudem stünden die Wachstumsimpulse aus den EU-Ländern unter dem Damoklesschwert eines möglichen Brexit, erinnert Anton Börner, Präsident des Außenhandelsverbandes BGA. Die deutschen Exporte hätten im April ein grundsolides Wachstum hingelegt, es mangele aber deutlich an weltwirtschaftlicher Dynamik.Auch Thomas Gitzel, Chefökonom der VP Bank, sieht in der schleppenden Exportentwicklung nicht den Ausdruck einer verminderten Wettbewerbsfähigkeit deutscher Produkte, sondern “das Abbild des dahinsiechenden Welthandels”. Auch andere Exportschwergewichte wie etwa China täten sich derzeit mit ihren Exporten schwer. “Solange die Weltwirtschaft nicht nennenswert in Fahrt kommt, wird sich an der gegenwärtigen Lage kaum etwas ändern.” In dieser Einschätzung sind sich die Ökonomen bei der Bewertung der Außenhandelsdaten einig. Neue Wachstumsimpulse sind allerdings derzeit nicht in Sicht, hat doch jüngst die Weltbank die Prognose für die Weltwirtschaft von + 2,9 % auf + 2,4 % für dieses Jahr heruntergeschraubt, der Internationale Währungsfonds rechnet mit + 3,2 % statt wie zuvor mit + 3,4 %.Die Handelsbilanz bleibt auf Rekordkurs, da “in einer arbeitsteiligen internationalen Wirtschaft die Export- und Importentwicklung Hand in Hand gehen”, erklärte Gitzel. Die Importe sanken im Monatsvergleich um 0,2 %, der Außenhandelsbilanzüberschuss liegt im April bei 24,0 Mrd. Euro. Dass sich der Handelsbilanzüberschuss ausweite, zeige, dass eine stärkere Binnennachfrage in Deutschland nicht unbedingt dem Rest der Eurozone zugutekommt, urteilt Brzeski. Neben externen Risiken seien jedoch innenpolitische Unsicherheiten und der Mangel an Strukturreformen die größten Hürden für künftiges Wachstum hierzulande.Angesichts des gegenwärtig “kunterbunten Bildes von steigenden und sinkenden Indikatoren” – schwacher Einzelhandel und Auftragseingänge, steigende Industrieproduktion – erwartet Deka-Volkswirt Andreas Scheuerle für das zweite Quartal ein Plus von 0,25 %. Auch Ralph Solveen von der Commerzbank sieht in den + 0,7 % des ersten Quartals “eine Eintagsfliege”. Das Institut für Wirtschaftsforschung Halle hingegen hat gestern die Prognose für 2016 von 1,5 % auf 1,8 % erhöht.