Australiens Zentralbank geht mit Lockerung voran

Währungshüter senken Leitzins und beschließen Anleihekäufe - Bank of England und EZB dürften folgen

Australiens Zentralbank geht mit Lockerung voran

ms Frankfurt – Die australische Zentralbank hat ihre Geldpolitik weiter gelockert – als erste Zentralbank eines G10-Landes seit dem Sommer und insbesondere seit Zuspitzung der zweiten Corona-Welle. Die australischen Währungshüter dürften damit auch Vorreiter sein. Bereits am morgigen Donnerstag tagt etwa die Bank of England und Beobachter erwarten neue Anleihekäufe. Und auch die Europäische Zentralbank (EZB) hat für Dezember eine weitere Lockerung der Geldpolitik avisiert. Die US-Notenbank Fed ihrerseits tagt am Donnerstag und es wird erwartet, dass sie zunächst stillhält. Allerdings gibt es auch dort Diskussionen über weitere Maßnahmen, falls die US-Wirtschaft weiter schwächelt.Die Reserve Bank of Australia senkte nun gestern wie von Beobachtern erwartet ihren Leitzins um 15 Basispunkte auf das Rekordtief von 0,1 %. Ebenfalls auf 0,1 % wurde das Ziel für die dreijährige Staatsanleiherendite im Zuge des Yield Targeting gesenkt. Zudem kündigte Notenbankchef Philip Lowe in Sydney den Kauf von Staatsanleihen über 100 Mrd. austr. Dollar (rund 60 Mrd. Euro) in den kommenden sechs Monaten an. Das kam für die meisten Analysten überraschend. Mit der Lockerung wollen die Währungshüter die Erholung der Wirtschaft nach dem Corona-Schock im ersten Halbjahr weiter stützen. Corona hatte Australien in die erste Rezession seit 1991 gestürzt. Aktuell ist die Virus-Lage aber deutlich besser als in vielen anderen Ländern weltweit.Bereits am Donnerstag könnte die Bank of England mit einer neuerlichen Lockerung folgen, nachdem sich auch auf der Insel die Corona-Pandemie erneut zugespitzt und die Regierung mit einem “Lockdown 2.0” reagiert hat – was die Wirtschaft im November hart treffen sollte. Experten gehen mehrheitlich davon aus, dass die Bank of England ihre Anleihekäufe aufstockt. Die Volkswirte der Berenberg Bank etwa prognostizieren weitere 100 Mrd. Pfund, die das Gesamtvolumen auf 845 Mrd. Pfund (rund 941 Mrd. Euro) erhöhen würden. Dass die Notenbanker dem Vorbild der EZB folgen und ihren Leitzins von 0,1 % unter null senken werden, erwartet indes niemand.Die EZB hatte vergangene Woche ihren geldpolitischen Kurs zunächst noch unverändert gelassen, aber für die Dezember-Sitzung eine neuerliche Lockerung in Aussicht gestellt. EZB-Präsidentin Christine Lagarde schürte sogar Erwartungen an ein ganzes Maßnahmenpaket, das neben weiteren Anleihekäufen etwa auch neue Liquiditätshilfen für Banken beinhalten könnte. Bei den Anleihekäufen ringen die Euro-Notenbanker derzeit nicht zuletzt um die Frage, inwieweit sie das Corona-Notfallankaufprogramm PEPP oder das reguläre Anleihekaufprogramm APP aufstocken können. Denkbar ist auch ein Kompromiss aus beidem.Was die anderen Notenbanken betrifft, dürften auch diese mit Interesse beobachtet haben, dass die australische Zentralbank ihr Maßnahmenpaket explizit auch damit begründete, den Wechselkurs zu drücken. Auch die EZB hat sich zwischenzeitlich ungewöhnlich deutlich zur Euro-Stärke geäußert. Im G20-Kreis sind bewusste Schritte zur Abwertung eigentlich verpönt.