Balance-Akt für die Notenbank

Schwache Teuerung erschwert der EZB die Argumentation für Kurswechsel - Ratssitzung am Donnerstag

Balance-Akt für die Notenbank

Die aktuelle preisliche und konjunkturelle Entwicklung macht es der EZB schwer, ihren monetären Kurswechsel argumentativ zu unterfüttern. Um die Märkte nicht zu verunsichern, muss der Ausstieg aus der ultraexpansiven Geldpolitik daher mit noch größerer Vorsicht angegangen werden als bisher geplant.lz Frankfurt – Der Deka-EZB-Kompass macht den Kurswechsel der Europäischen Zentralbank nicht mit. Die darin zum Ausdruck kommenden monetären und konjunkturellen Indikatoren zeigen eher in die Gegenrichtung, wie die DekaBank meldet. Die Kompassnadel liegt jetzt bei 44,7 Punkten. Die kräftige Aufwärtsbewegung sei damit “vorerst vorüber”, schreibt Deka-Analyst Kristian Tödtmann. Eher sei mit geringeren Werten zu rechnen, was die Überzeugungsarbeit für einen Ausstieg aus der ultraexpansiven Geldpolitik erschwert.Der Deka-Kompass kombiniert die für die EZB relevanten volkswirtschaftlichen und geldpolitischen Daten und bringt sie in Zusammenhang mit der traditionellen Notenbankstrategie. Ursache für die schwächeren Werte für den Juli ist vor allem der wieder größere Abstand zum Zwei-Prozent-Inflationsziel der EZB. Auch für den weiteren Jahresverlauf rechnet die Deka infolge der gesunkenen Rohstoffpreise und des festeren Euro sowie vermutlich nicht mehr ganz so euphorischer Stimmungsindikatoren mit einem geringen Inflationsdruck. Dies sollte die EZB veranlassen, den Kurswechsel mit großer Vorsicht anzugehen, mahnt Tödtmann.EZB-Chef Draghi geht aber offenbar davon aus, dass die Inflation nur durch temporäre Einflüsse niedrig gehalten wurde und ein anhaltend kräftiges Wirtschaftswachstum letztendlich zu mehr Inflation führt, wie er zuletzt im portugiesischen Sintra bekundete. Im Herbst dürfte er daher Tödtmann zufolge ankündigen, das monatliche Volumen der Wertpapierkäufe ab Jahresanfang zu verringern. Jeder weitere Schritt des Ausstiegsprozesses werde jedoch davon abhängen, ob die Kerninflation tatsächlich zulegt.Diese Vorsicht wird seines Erachtens auch auf der bevorstehenden Pressekonferenz am Donnerstag zum Ausdruck kommen. Zwar könnte Draghi auf den Hinweis verzichten, das monatliche Volumen der Anleihekäufe anzuheben. Gleichzeitig werde er aber wohl an der Aussage festhalten, dass die Käufe fortgesetzt würden, bis sich das Inflationsbild hinreichend verbessert habe. Zudem dürfte er unterstreichen, die Leitzinsen noch für längere Zeit auf niedrigem Niveau zu belassen, erwartet er mit Blick auf die Kompassdaten.