Bank der Notenbanken pocht auf geldpolitische Wende

BIZ-Chef warnt vor zu spätem Ausstieg - Keine Experimente mit 2-Prozent-Ziel

Bank der Notenbanken pocht auf geldpolitische Wende

ms Basel – Die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) appelliert an die führenden Notenbanken, trotz einer gewissen Abkühlung der globalen Konjunktur und der Unsicherheit wegen der Handelsstreitigkeiten am allmählichen Ausstieg aus der ultralockeren Geldpolitik festzuhalten. Zugleich warnt BIZ-Chef Agustín Carstens im Interview der Börsen-Zeitung die Währungshüter weltweit eindringlich vor Experimenten mit dem weit verbreiteten 2-Prozent-Inflationsziel und einem Verlust der Glaubwürdigkeit.”Es ist klug und richtig, dass die Fed und die anderen Zentralbanken ihre Geldpolitik Schritt für Schritt weniger expansiv ausrichten”, sagt Carstens, seit Dezember Chef der oft als Bank der Zentralbanken bezeichneten BIZ, im Interview: “Die Zentralbanken sollten sich jetzt von diesem vorsichtigen Normalisierungskurs nicht abbringen lassen.” Es gebe beispielsweise keinen Anlass, die Anzeichen einer Abkühlung der Weltwirtschaft zu dramatisieren. Die Aussagen kommen unmittelbar vor wegweisenden Sitzungen der US-Notenbank Fed und der Europäischen Zentralbank (EZB). Bei der Fed erwarten Marktteilnehmer die nächste Leitzinserhöhung, und die EZB steht vor einer ersten intensiveren Debatte über ein mögliches Ende ihrer Anleihekäufe zum Jahresende. Schwächere Konjunkturdaten und die Handelskonflikte hatten zuletzt aber Diskussionen aufkommen lassen, die Währungshüter könnten es vorsichtiger angehen lassen.Carstens betont in dem Interview gut einen Monat vor Veröffentlichung des BIZ-Jahresberichts nun, dass auch ein zu später und zu langsamer Exit “große Gefahren” berge. “Wenn die Zentralbanken allzu lange mit der Wende warten, steigt nur die Gefahr, dass sie später umso abrupter und aggressiver gegensteuern müssen.” Sehr kritisch äußert er sich zu Debatten, nach Jahren unterhalb des 2-Prozent-Ziels nun ein Überschießen zu tolerieren oder gar anzustreben: “Es braucht Jahre, bis Glaubwürdigkeit aufgebaut ist, aber es braucht nur eine sehr kurze Zeit, um diese Glaubwürdigkeit zu zerstören!” In dem Interview und in einem separaten Gastbeitrag übt Carstens zudem erneut harsche Kritik an Kryptowährungen wie Bitcoin. Viele von ihnen seien “Maschen, um schnell reich zu werden”. Sie könnten staatliche Währungen keinesfalls ersetzen.—– Interview Seite 7- Ansichtssache Seite 8