DIE GELDPOLITISCHE WENDE

Bank of England agiert unter Vorbehalt

Notenbanker kündigen härtere Gangart an - Aber vieles hängt vom Brexit ab

Bank of England agiert unter Vorbehalt

Von Andreas Hippin, LondonDie Bank of England hat nach der Sitzung ihres geldpolitischen Komitees im Februar zwar angedeutet, dass der Leitzins schneller und stärker steigen könnte als noch im November erwartet. Gleichwohl stimmten die Mitglieder mit neun zu null dafür, alles beim Alten zu lassen. Ian McCafferty und Michael Saunders, die sich zuletzt gerne für eine Straffung ausgesprochen hatten, votierten mit der Mehrheit. Nachdem die Notenbank im November erstmals seit 2007 den Leitzins erhöhte, ging sie bei der Aktualisierung ihrer Prognosen nicht über ein falkenhaftes Gurren hinaus. Den Marktbewegungen ist jedoch zu entnehmen, dass ein Zinsschritt im Mai nun für wahrscheinlicher gehalten wird – erst recht, nachdem im Januar die Inflation überraschend bei 3 % verharrte. Die Ansagen von Gouverneur Mark Carney waren bewusst vage gehalten. Aus den Formulierungen wurde nicht klar, ob der nächste Schritt schon in drei Monaten oder erst im August zu erwarten ist. Vergleichbar wenig war dazu in Erfahrung zu bringen, um wie viel mehr der Zins wohl steigen könnte – immer vorausgesetzt natürlich, dass es zu einem für alle Beteiligten angenehmen Brexit kommt. Denn davon geht die Bank of England bei ihren Prognosen stets aus. Viel hängt nun davon ab, ob sich London im März mit Brüssel einigen kann. Kaum LohndruckAber auch ohne einen chaotischen Abgang aus der Staatengemeinschaft steht die Zinswende in Großbritannien unter Vorbehalt. Denn obwohl so viele Menschen Arbeit haben wie nie zuvor, will sich einfach kein Lohndruck einstellen. Die Notenbank war im vergangenen Jahr gezwungen, das Niveau der Arbeitslosigkeit, ab dem aus ihrer Sicht mit wachsendem Lohndruck zu rechnen ist, nach unten anzupassen. Derzeit verortet sie es bei 4,25 %. Die Arbeitslosenquote liegt nur marginal höher. Das Trendwachstum verortet die Zentralbank bei 1,5 %. Würde ein schlecht geschriebener Algorithmus über die Geldpolitik entscheiden, wären höhere Zinsen vorprogrammiert. Viele Volkswirte hoffen, dass die Löhne irgendwann steigen werden, um ihre Modelle nicht in Frage stellen zu müssen. Andere unterstellen, dass Arbeitnehmer bewusst niedrigere Löhne in Kauf nehmen, um ihren Arbeitsplatz zu erhalten. Der Wirtschaftsprofessor David Bell von der University of Stirling wies darauf hin, dass die Zahl der Stunden, die Arbeitnehmer gerne zusätzlich arbeiten würden, seit der Rezession die Zahl der Stunden, die andere reduzieren wollen, übertrifft. Ohnehin muss man sich fragen, warum die Bank of England die Teuerungsrate auf den Zehntelpunkt genau steuern sollte. Sie kann froh darüber sein, dass sie sich – anders als etwa die EZB – nicht abmühen muss, für Inflation zu sorgen.