DER BREXIT - UND NUN?

Bank of England enttäuscht Hoffnungen auf Zinssenkung

Carney überlässt Entscheidung seinem Nachfolger

Bank of England enttäuscht Hoffnungen auf Zinssenkung

hip London – Die Bank of England hat die Hoffnungen eines Teils der Marktteilnehmer auf eine Zinssenkung enttäuscht. Das geldpolitische Komitee der Notenbank entschied sich gestern mit 7:2 Stimmen dafür, den Leitzins bei 0,75 % stabil zu halten. Jonathan Haskel und Michael Saunders sprachen sich zwar erneut für eine Senkung um 25 Basispunkte aus. Andere Mitglieder, die sich zuvor besorgt über einen möglichen Abschwung gezeigt hatten, stimmten jedoch mit der Mehrheit.Das weltweite Wachstum habe sich stabilisiert, hieß es zur Begründung. Darin spiegelten sich das Nachlassen der handelspolitischen Spannungen und die wesentliche Lockerung der Geldpolitik durch zahlreiche Zentralbanken wider. In Großbritannien habe sich die kurzfristige Ungewissheit für Unternehmen und Haushalte abgeschwächt. Umfragen zur wirtschaftlichen Aktivität hätten zum Teil deutlich bessere Werte hervorgebracht, die Investitionsabsichten hätten sich anscheinend erholt.Das Ergebnis der Blitzumfragen unter Einkaufsmanagern Anfang Januar (Flash-PMI) hatte gezeigt, dass die Zuversicht deutlich größer war als vor den Parlamentswahlen im Dezember. Zudem hatte eine Umfrage des Unternehmensverbands CBI wachsenden Optimismus im verarbeitenden Gewerbe signalisiert. Beim Immobilienportal Rightmove stiegen die Angebotspreise. Der Hypothekenanbieter Nationwide berichtete für Januar von einem Anstieg der Wohnimmobilienpreise um 0,5 %.Der scheidende Gouverneur Mark Carney verzichtete deshalb auf einen Paukenschlag zum Abschied – eine Zinssenkung wäre von vielen als Misstrauensvotum gegen Premierminister Boris Johnson und letzter Protest gegen den EU-Austritt gewertet worden. Es sei weniger ein Fall von “so weit, so gut” als ein Fall von “so weit gut genug”, sagte er bei der Pressekonferenz zur Vorstellung des Inflationsberichts.Eine baldige Zinssenkung ist damit aber keinesfalls vom Tisch: “Die Geldpolitik wird die erwartete Erholung des britischen Wirtschaftswachstums stärken müssen, wenn sich die positiveren Signale aus den jüngsten Daten zur weltweiten und heimischen Aktivität als nicht nachhaltig erweisen oder die Indikatoren zur inländischen Preisentwicklung relativ schwach bleiben sollten”, heißt es im Protokoll der Sitzung. Darüber muss dann Andrew Bailey entscheiden, der am 20. März den Chefsessel von Carney übernimmt. Die Notenbank geht bei ihren Schätzungen von einem geordneten Übergang zu einem umfassenden Freihandelsabkommen mit der EU aus.