Geldpolitik

Bank of England lässt sich keine Wahl

Die Bank of England wird am Donnerstag den Leitzins weiter erhöhen. Am Markt ist man sich uneins, ob lediglich um 25 oder gleich um 50 Basispunkte. Anders als in den USA und der Eurozone gibt es keine Anzeichen für eine baldige Pause bei den Zinsschritten.

Bank of England lässt sich keine Wahl

Bank of England lässt sich keine Wahl

Weitere Leitzinserhöhung weithin erwartet, am Markt wird mit 25 Basispunkten gerechnet

hip London
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Die Zinsentscheidung der Bank of England, die am Donnerstag zur Veröffentlichung ansteht, wird im Vergleich zu den Mitteilungen der G3-Notenbanken der vergangenen Woche eine Art Anti-Höhepunkt. So sieht es zumindest Geoffrey Wu, der EMEA-Makrostratege von BNY Mellon. Denn es gibt keine Anzeichen dafür, dass die britische Zentralbank demnächst eine Zinspause einlegen wird. Am Markt ist man sich lediglich uneins darüber, ob das geldpolitische Komitee (Monetary Policy Committee, MPC) den Leitzins nur um 25 Basispunkte oder gleich um 50 nach oben nehmen wird. Zuletzt glaubten mehr Marktteilnehmer, dass die Notenbank es bei einem kleinen Schritt belassen wird.

Preisauftrieb lässt nach

Die Hoffnung darauf nährt sich aus dem Umstand, dass die Inflation im Juni von 8,7% auf 7,9% zurückgegangen ist. Selbst der Anstieg der Kernrate, in die schwankungsanfällige Komponenten wie Energie und Lebensmittel nicht mit einfließen, verlangsamte sich von 7,1% auf 6,9%. Am Dienstag vom Einzelhandelsverband BRC vorgelegte Daten zeigten, dass sich die Teuerung im Einzelhandel von 8,4% im Juni auf 7,6% im Juli abschwächte – der erste Rückgang von Monat zu Monat seit zwei Jahren. Dem stehen allerdings robuste Arbeitsmarktdaten entgegen. In der Privatwirtschaft schossen die Löhne in den drei Monaten per Ende Mai um 7,7% nach oben – der bislang höchste Wert außerhalb der Zeit der Pandemie. Im öffentlichen Sektor wurden wie schon in der vorangegangenen Periode 5,8% mehr verdient. Ein solches Wachstum hatte es zuletzt 2001 gegeben. 

Die Geldpolitiker befinden sich also in der Zwickmühle. “Es ist noch zu früh für das MPC, den Sieg über die Inflation zu verkünden”, schrieb der Volkswirt Sanjay Raja von der Deutschen Bank. Der zugrundeliegende Preisdruck sei weiterhin zu stark. Die Löhne stiegen doppelt so schnell, wie es möglich wäre, wenn der Preisauftrieb nachhaltig auf das Inflationsziel der Bank of England von 2,0% zurückgeführt werden soll. Zudem erweise sich die Teuerung bei Dienstleistungen als hartnäckig. Am 14. Zinsschritt in Folge führt also kein Weg vorbei. Politisch brisant sind die steigenden Zinsen, weil bereits viele Briten unter steigenden Hypothekenraten ächzen. Ein rasanter Anstieg der Renditen von Staatsanleihen hatte im vergangenen Jahr Premierministerin Liz Truss aus dem Amt gefegt, denn die Hypothekenanbieter erhöhten prompt ihre Zinsen. Mittlerweile bewegen sie sich wieder auf dem damaligen Niveau, ganz ohne Politiker, die mit nicht gegenfinanzierten Wachstumsplänen die Märkte verunsichern. Die Bank of England hat im Inflationsbericht vom Mai Schätzungen dafür abgegeben, wie sich steigende Hypothekenraten auf den privaten Konsum auswirken (siehe Grafik). Rund 1,3 Millionen Haushalte sind gezwungen, bis Ende des Jahres ablaufende Festzinshypotheken zu finanzieren, was ihr verfügbares Einkommen deutlich schmälern wird.

Vielleicht verschafft den Geldpolitikern der Umstand etwas Entspannung, dass eine Reihe von Instituten ihre Zinsen für bestimmte Hypotheken bereits gesenkt haben. Sie orientieren sich nicht an den Leitzinsen, sondern an den Swapsätzen, die ihren Höhepunkt bereits überschritten zu haben scheinen. Barclays und HSBC gehörten zu den Banken, die vergangene Woche den Anfang machten. Diese Woche zogen weitere Anbieter wie Natwest und Virgin Money nach. Ob geldpolitische Falken oder Tauben: Das MPC ist sich derzeit recht einig. Lediglich von Swati Dhingra wird erwartet, dass sie sich für die Beibehaltung des Status quo ausspricht. Die restlichen acht Mitglieder dürften sich aus Sicht vieler Volkswirte geschlossen für einen höheren Leitzins aussprechen.

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