Bank of England senkt Prognosen

Leitzins bleibt unverändert - Neues Mitglied im geldpolitischen Ausschuss schwimmt mit dem Strom

Bank of England senkt Prognosen

Die Bank of England hat ihre Wachstumsschätzungen im gestern vorgelegten Inflationsbericht reduziert. Sie befindet sich nun in etwa auf Höhe der Prognosen der renommierten Denkfabrik NIESR und des IWF. Der Leitzins wurde unverändert beibehalten. Das neue Mitglied des geldpolitischen Komitees stimmte mit der Mehrheit.Von Andreas Hippin, LondonDie Bank of England hat ihre Prognose für das Wirtschaftswachstum im laufenden Jahr gesenkt. Hatten die Ökonomen der Notenbank noch im Mai 1,9 % auf der Rechnung, sind es im gestern vorgelegten Inflationsbericht nur noch 1,7 %. “Unser erster Eindruck ist, dass sich das geldpolitische Komitee (MPC) jetzt mehr im Einklang mit den im ersten Halbjahr veröffentlichten Wirtschaftsdaten befindet”, schrieb Barclays-Volkswirt Fabrice Montagne. Der Internationale Währungsfonds (IWF) hatte seine Prognose Ende Juli um 0,3 Prozentpunkte zurückgenommen und war zum gleichen Ergebnis gekommen: 1,7 %. Das britische National Institute of Economic and Social Research (NIESR) hatte seine Prognose im Februar um 0,3 Prozentpunkte erhöht – auf 1,7 %. Diese Woche bekräftigten die Volkswirte der renommierten Denkfabrik diese Schätzung.Für 2018 setzen sie einen Zuwachs von 1,9 % an. Die Ökonomen der Zentralbank nahmen dagegen ihre Schätzung für das kommende Jahr von 1,7 auf 1,6 % zurück. Bemerkenswerterweise geht man bei der Bank of England davon aus, dass sich der Preisauftrieb im kommenden Jahr auf 2,5 % verlangsamen und 2019 auf 2,2 % abschwächen wird. Im Juni hatte sich die Teuerungsrate auf 2,6 % verringert – nach 2,9 % im Mai. Das Inflationsziel der Notenbank liegt bei 2,0 %.Die Befürworter eines ersten Zinsschritts nach oben verloren an Boden. Der Gouverneur der Bank of England, Mark Carney, der noch Ende Juni auf dem European Central Bank Forum im portugiesischen Sintra angedeutet hatte, dass eine Straffung näher rücken könnte, erging sich in düsteren Warnungen vor dem Brexit. Selbst auf Gehaltsverhandlungen wirke sich der Austritt aus der EU aus, versuchte er das schwache Lohnwachstum zu erklären. “Einige Unternehmen, potenziell eine wesentliche Zahl von Firmen, sind weniger bereit, Lohnerhöhungen zu gewähren, weil nicht klar ist, wie ihr Marktzugang in den kommenden Jahren aussehen wird”, sagte Carney. Die Unsicherheit wirke sich auf geschäftliche Entscheidungen aus.Wie dem Protokoll der Juli-Sitzung der Bank of England zu entnehmen ist, sprachen sich 6:2 Mitglieder dafür aus, den Leitzins auf dem historischen Tief von 0,25 % zu belassen. Im Mai stand es noch 5:3. Für die Beibehaltung des zur Konjunkturankurbelung zusammengekauften Anleihenbestands waren indes alle Sitzungsteilnehmer. Silvana Tenreyro, die für Kristin Forbes in das Komitee nachgerückt ist, stimmte mit der Mehrheit. Forbes hatte sich zuletzt mit Ian McCafferty und Michael Saunders für einen schnelleren Ausstieg aus den geldpolitischen Notstandsmaßnahmen der Finanzkrise ausgesprochen. Damit war Gertjan Vlieghe nicht mehr das einzige externe Mitglied des Komitees, das mit der Führungsspitze stimmte. Tauben in der ÜbermachtAus Sicht der Volkswirte der HSBC könnte sich die Mehrheit der Befürworter einer Fortsetzung der ultralockeren Geldpolitik im September auf 7:2 erhöhen, wenn Dave Ramsden erstmals an der MPC-Sitzung teilnimmt und das Komitee wieder seine Sollstärke erreicht. Schließlich habe er die Brexit-Vorbereitungen im Schatzamt beaufsichtigt, was ihm kaum Anlass zu Überschwang geben dürfte.Zuletzt häuften sich allerdings die positiven Konjunkturdaten. Sowohl der Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe als auch der für den dominanten Dienstleistungssektor lagen über dem Schnitt der Schätzungen von Volkswirten. Eine Umfrage des Unternehmensverbands CBI ergab, dass der Output der kleinen und mittleren Firmen in den drei Monaten zum Juli so stark gestiegen ist wie zuletzt vor sieben Jahren.—– Wertberichtigt Seite 8