Bank of England stemmt sich gegen steigende Zinsen
ste/hip London – Börsianer haben am Mittwoch enttäuscht auf die mit Spannung erwartete geldpolitische Orientierung des neuen britischen Notenbankgouverneurs Mark Carney reagiert. Der Standardwerte-Index FTSE 100 verlor bis zum Abend 1,4 %. Das Pfund wertete gegenüber Dollar und Euro auf. Der seit Juli amtierende Chef der Bank of England hatte zuvor konkrete Hinweise auf eine weitere zinspolitische Lockerung vermieden. Stattdessen unterstrich der Kanadier lediglich die bereits Anfang vorigen Monats geäußerte Position, dass Erwartungen steigender Zinsen an den Märkten verfrüht seien.Künftig will die Bank of England wie die US-Notenbank Fed Zinsentscheidungen auch von der Entwicklung am Arbeitsmarkt abhängig machen. Carney kündigte an, die britische Notenbank werde ihren seit März 2009 unveränderten Zinssatz von 0,5 % so lange beibehalten, bis die Erwerbslosenquote in Großbritannien auf 7 % gesunken sei. Im Mai lag sie bei 7,8 %. In ihrem neuen vierteljährlichen Inflationsbericht lässt die Notenbank erkennen, dass sie frühestens in drei Jahren mit dem Erreichen des Schwellenwerts rechnet. Erst dann soll damit begonnen werden, den bei 375 Mrd. Pfund angelangten Bestand der seit 2009 zur Konjunkturankurbelung angekauften Wertpapiere abzubauen. In der Zwischenzeit will sich die Bank of England die Option offenhalten, das im vorigen November ausgesetzte Programm der quantitativen Lockerung wiederzubeleben.Mit ihrer Kommunikationsstrategie der “Forward Guidance” vermindere die Bank of England Unsicherheiten über den künftigen geldpolitischen Kurs, was vor allem dabei helfe, die Risiken vorzeitiger Erwartungen von steigenden Zinsen in den Märkten zu vermeiden, meinte Carney in seiner ersten Pressekonferenz als britischer Notenbankchef. Schon nach der ersten von Carney geleiteten Zinssitzung Anfang Juli hatte sich die Bank of England mit einer ungewöhnlichen Stellungnahme gegen steigende Marktzinsen gestemmt.Ihre neue Orientierung an der Arbeitsmarktentwicklung knüpft die Notenbank an mehrere Bedingungen, so an mittelfristig “gut verfestigte Inflationserwartungen”.—– Nebenstehender Kommentar- Schwerpunkt Seite 7