DIE US-ZINSWENDE UND IHRE FOLGEN

Bank of England will ihren Spielraum erhalten

Von Andreas Hippin, London Börsen-Zeitung, 2.8.2019 Das geldpolitische Komitee der Bank of England hat sich seinen Spielraum erhalten, im Falle eines "No Deal"-Brexits den Leitzins in mehreren Schritten zu senken. Deshalb beließ es ihn trotz...

Bank of England will ihren Spielraum erhalten

Von Andreas Hippin, LondonDas geldpolitische Komitee der Bank of England hat sich seinen Spielraum erhalten, im Falle eines “No Deal”-Brexits den Leitzins in mehreren Schritten zu senken. Deshalb beließ es ihn trotz wachsender Risiken in seiner jüngsten Sitzung auf 0,75 %. Es hielt dabei an der Fiktion fest, dass in den Verhandlungen mit Brüssel ein nahezu reibungsloser Exit aus der Staatengemeinschaft erreicht werden kann. Unterstelle man zudem eine Erholung der Weltwirtschaft, könne sich mittelfristig ein erheblicher Nachfrageüberschuss aufbauen, heißt es im Inflationsbericht, der gestern ebenfalls vorgelegt wurde. “Wenn es dazu käme, wären aus Sicht des Komitees schrittweise Zinserhöhungen in begrenztem Ausmaß angemessen, um die Teuerungsrate nachhaltig auf das Niveau von 2,0 % zurückzuführen”, lautete das Urteil der Geldpolitiker.Nach dem Amtsantritt von Boris Johnson als Premierminister haben sich die Chancen einer gütlichen Einigung jedoch deutlich eingetrübt. Die Notenbank rechnet für das laufende und das kommende Jahr allerdings nur noch mit einem Wachstum von jeweils 1,3 %. Im Mai hatte sie für 2019 noch ein Plus von 1,5 % und für 2020 einen Zuwachs von 1,6 % auf der Rechnung. Doch auch für den Fall eines weniger reibungslosen Brexits will sich die Bank of England nicht auf eine bestimmte Richtung festlegen lassen. Die geldpolitische Antwort werde keinesfalls automatisch erfolgen, betonten die Notenbanker erneut. Am Markt stellt man sich langsam auf eine Zinssenkung noch im laufenden Jahr ein. Anfang des Jahres drehte sich die Diskussion mit Blick auf die vergleichsweise robuste Wirtschaftsentwicklung noch darum, ob der Leitzins erhöht werden könnte. Die britischen Geldpolitiker tun gut daran, ihr Pulver trocken zu halten, auch wenn sie im Vergleich zu ihren Kollegen von der Europäischen Zentralbank noch reichlich davon haben. Ein harter Brexit kann zu erheblichen Verwerfungen im Wirtschaftsleben führen.