Bank of England wirft Notenpresse wieder an

Anleihekaufprogramm um 50 Mrd. Pfund ausgedehnt

Bank of England wirft Notenpresse wieder an

ste London – Zum dritten Mal seit März 2009 hat die Bank of England aus Sorge um die britische Konjunktur die Notenpresse angeworfen und ihr Wertpapierankaufprogramm wieder aufgenommen. Wie die Notenbank mitteilte, wurde der Rahmen für den Erwerb von überwiegend britischen Staatsanleihen (Gilts) um 50 Mrd. auf 375 Mrd. Pfund erweitert. Die Käufe sollen sich über vier Monate erstrecken. Erst im Mai war die im Oktober vorigen Jahres gestartete zweite Ankaufrunde abgeschlossen worden. Ihren Zinssatz beließ die Bank of England gestern auf dem seit März 2009 geltenden Niveau von 0,5 %.Die Maßnahme der sogenannten quantitativen Lockerung, die von Ökonomen mit dem Zinsbeschluss im Juli und auch in diesem Umfang weitgehend erwartet worden war, spiegelt die in den vergangenen Wochen geäußerten Sorgen über die Folgen der Euro-Staatsschuldenkrise für die britische Konjunktur wider. Im vergangenen Herbst war die Wirtschaft auf der Insel zum zweiten Mal seit Beginn der Finanzkrise 2007 in die Rezession gerutscht.Sorgen um Inflationsrisiken, auf die noch im Frühjahr hingewiesen worden war, stellt man bei der Bank of England derzeit in den Hintergrund. Ohne die neuerliche Ausdehnung des Ankaufrahmens wäre es eher wahrscheinlich gewesen, dass das Inflationsziel von 2 % mittelfristig unterschritten würde, erklärte Notenbankgouverneur Mervyn King in einem Brief an Großbritanniens Finanzminister George Osborne. Im Zuge sinkender Ölpreise verlangsamte sich die Teuerungsrate auf der Insel seit September 2011 von 5,2 % auf 2,8 % im Mai. In diesem Zeitraum kaufte die Bank of England Gilts im Wert von 125 Mrd. Pfund an.Großbritannien ist wegen des geplanten Abbaus des hohen Haushaltsdefizits dringend auf Wachstum angewiesen. Der geldpolitische Ausschuss der Bank of England mit seinen neun Mitgliedern, der sich bereits im Juni mit einer Mehrheit von 5:4 nur knapp gegen eine zusätzliche Lockerung ausgesprochen hatte, erklärte gestern mit Blick auf die Wachstumsaussichten, das Exportwachstum habe sich verlangsamt, Geschäftsindikatoren deuteten auf eine Konjunkturschwäche sowohl in Großbritannien als auch in anderen Ländern hin. Trotz der politischen Fortschritte, die auf dem jüngsten EU-Gipfeltreffen vergangene Woche erreicht worden seien, blieben Sorgen mit Blick auf Verschuldung und Wettbewerbsfähigkeit in einigen Ländern der Eurozone bestehen.Ökonomen gehen inzwischen davon aus, dass die Bank of England in diesem Jahr ihr Anleihekaufprogramm nochmals erweitern wird. Bei der Royal Bank of Scotland und Nomura rechnet man mit einem solchen Schritt im November. Die Citigroup erwartet insgesamt noch eine Ausdehnung des Volumens auf 500 Mrd. Pfund. Allerdings werden auch Zweifel an der Wirksamkeit des Programms geäußert, selbst von einigen Mitgliedern des Notenbankausschusses. Die Bank of England habe aber offenbar wenig Optionen, erklärte ING-Volkswirt James Knightley. Das Pfund verlor gegenüber dem Dollar 0,5 % auf 1,5522. Die Rendite zehnjähriger Gilts sank um 1 Basispunkt, der Abstand zu Bund-Titeln weitete sich aus.